Nach einer Umfrage des »Schweiz Magazins« halten 54 Prozent der teilnehmenden Leser das deutsche Nachrichtenmagazin »Spiegel« für US-finanziert.
»Die USA haben 1,54 Milliarden US Dollar ausgegeben, um Image-Kampagnen im Ausland zu starten. Davon profitieren in erster Linie Medien. Bei welcher der folgenden Zeitungen/Magazine haben Sie den Eindruck, könnten davon einige Millionen angekommen sein?«, lautete die Frage des »Schweiz Magazins« an seine Leser.
»Heraus kam ein erstaunliches Ergebnis«, so die Schweizer: »Von 300 Teilnehmern dieser Umfrage stimmten 54% (162 Stimmen) für das deutsche Nachrichten Magazin Der Spiegel als das Magazin, welches am ehesten Gelder von der US-Administration erhalten haben könnte. Auf dem zweiten Platz dahinter mit 20% (59 Stimmen) das deutsche Boulevardblatt Bild.«
Der Schweizer Blick und die NZZ hätten dagegen weit hinten rangiert.
So sehr man dieses Ergebnis vielleicht nachvollziehen kann: Hier wird mit einer ziemlich dünnen Achse ein ziemliches großes Rad gedreht. Denn 300 Teilnehmer sind natürlich nur eine sehr kleine Datenbasis, und repräsentativ in Bezug auf die Auswahl der Teilnehmer dürfte die Umfrage schon gar nicht gewesen sein.
Auch Beweise für eine US-Finanzierung des Spiegel haben weder das Schweiz Magazin noch seine Leser zu bieten.
Das Gesamtergebnis basiere »auf den Lese-Eindrücken«, die der Spiegel vermittele, so die Schweizer Redakteure. Der Weg, »den diese ehemalige linke Politpostille« seit dem Tod ihres Begründers Rudolf Augstein genommen habe, sei »geradezu atemberaubend«: »Nie gab es in der deutschen Medienlandschaft einen grössere Wendehals-Akrobatik als beim Spiegel, was auch der Masse der Leserschaft aufgefallen zu sein scheint.«
»Ist das deutsche Nachrichtenmagazin DAS US-Propagandaorgan auf europäischem Boden?«, fragen die Schweizer und spekulieren des weiteren über die Finanzen des Spiegel.
2007 habe dieser mit 57 Millionen Euro das beste Betriebsergebnis seiner Geschichte erzielt, was das Hamburger Magazin mit einem Übergewicht der Verkaufs- gegenüber den Anzeigenerlösen begründet habe. Dann aber hätte der Spiegel 2007 20 Millionen Hefte mehr verkaufen müssen, so das Schweiz Magazin.
Verdächtig erscheint den Schweizern überdies die wohlwollende Behandlung des Spiegel durch das sogenannte »Edelman Trust Barometer« – zu deutsch etwa: Edelman’s Vertrauens-Barometer, eine Art Rating-Agentur für Glaubwürdigkeit. Dessen amerikanischer Begründer und Herausgeber habe den Spiegel zur »glaubwürdigsten Nachrichtenquelle« erklärt.
Nun, das ist freilich merkwürdig. Mögliche Erklärung: Auch das »Trust Barometer« gründet sein Urteil auf Umfragen mit pro Land nur wenigen hundert Teilnehmern …
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Gerhard Wisnewski
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