Alle reden über den EU-Reformvertrag – ich auch. Und je mehr man sich damit beschäftigt, umso besser. Was dieser wirklich beinhaltet, ist zwar schwer zu verstehen, aber man kann es auch an ganz anderer Stelle ablesen, nämlich an Veränderungen in der offiziellen Ideologie der «politischen Korrektheit». Ganz im Stillen wurde dort der Begriff «Ausländer» durch den Begriff «Person/Mensch mit Migrationshintergrund» ersetzt. Ein Symptom der Schaffung eines neuen Super-Staates – der «EUSSR» (Europäische Union der Sozialistischen Sowjet Republiken).
Bisher dachte ich immer, die Abschaffung des Begriffs «Ausländer» habe mit der typischen Panik vor den eigenen Abgründen zu tun. Sozusagen als Ausdruck einer neuen politisch korrekten Hysterie. So, als träume jemand, der einen anderen «Ausländer» nennt, nicht davon, in dessen sonnigem Land mal Urlaub zu machen, sondern ihn gleich ins KZ zu sperren und umzubringen. Als sei das Wort «Ausländer» also schon so eine Art KZ im Kopf.
Puh – weg damit.
Nicht der Ausländer und auch nicht der Inländer sind aber das Problem, sondern die sich krebsartig ausbreitende Ideologie der «political correctness».
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| (E)USSR-Dissident
Bukowski: Gegen die Ideologie der politischen Korrektheit |
«Wir sind jetzt gewarnt», sagte einer, der es wissen muss, nämlich der frühere Sowjet-Dissident Wladimir Bukowski. In der früheren Sowjetunion kämpfte Bukowski gegen den Missbrauch der Psychiatrie gegen politische Gefangene. Er selbst verbrachte zwölf Jahre in sowjetischen Gefängnissen, psychiatrischen Einrichtungen und Arbeitslagern. 1976 wurde er in den Westen abgeschoben, 1992 wurde er von der russischen Regierung als Experte hinsichtlich der Frage eingesetzt, ob die Kommunistische Partei der Sowjetunion möglicherweise eine kriminelle Vereinigung war.
Mittlerweile ist Bukowskis Problem aber weniger die frühere Sowjetunion, sondern die neue Sowjetunion, die «EUSSR», wie die EU von Kritikern genannt wird (in Anlehnung an die englische Bezeichnung der Sowjetunion: Union of Sowjet Socialist Republics, USSR).
«Inzwischen wird mehr und mehr Ideologie eingeführt», sorgt sich Bukowski über die Europäische Union: «Die Sowjetunion war ein Staat unter der Führung von Ideologie. Die heutige Ideologie der Europäischen Union ist sozial-demokratisch, staatlich und ein großer Teil basiert auf ‹political correctness›. Ich beobachte sehr aufmerksam, wie sich political correctness ausbreitet und zu einer Unterdrückungs-Ideologie wandelt …»
Die Beispiele des oft stramm Konservativen Bukowski sind meistens alles andere als politisch korrekt und werden uns nicht gefallen.
Aber dennoch sollte man ganz genau hinhören, denn die von Bukowski angeprangerte Verfolgung kann natürlich Jedermann in allen möglichen Fragen treffen:
«Was sie jetzt beobachten können, ist eine systematische Einführung von Ideologie, die später mit Mitteln der Unterdrückung verstärkt werden kann. (…) Ich beobachte sehr genau, wer verfolgt wird und weshalb und was geschieht, denn das ist ein Bereich, in dem ich Experte bin. Ich weiß, wie Gulags plötzlich entstehen.»
Und ein neues Produkt dieser Ideologie ist der «Mensch mit Migrationshintergrund», der früher meistens «Ausländer» hieß. Was kann man nun an dieser Änderung der offiziellen EUSSR-Ideologie beobachten?
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| Back in the EUSSR |
Ganz einfach: Nicht nur der Begriff Ausländer soll abgeschafft werden, sondern auch der Ausländer selbst. Nicht etwa durch Internierung oder etwa Völkermord, sondern indem das Ausland abgeschafft und in ein Inland verwandelt wird. Indem nämlich die 27 Staaten der Union abgeschafft und in einen neuen Staat verwandelt werden sollen. Der Italiener, der Grieche, der Rumäne sind dann natürlich wirklich keine Ausländer mehr, sondern «Menschen mit Migrationshintergrund», also lediglich Leute, die «gewandert» sind. Aber alle sind EU-Staatsbürger. Oder EUSSR-Staatsbürger.
Wer möchte, kann den eigentlichen Zweck des Reformvertrages also auch am offiziellen Neusprech ablesen. Bei der Verschmelzung der Staaten zu einer EUSSR stört das Wort «Ausländer» nur, da es an die frühere Eigenstaatlichkeit erinnert.
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Gerhard Wisnewski
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