Von Gerhard Wisnewski
Die öffentliche Diskussion über die Schulattentate ist an Verlogenheit und Heuchelei nicht mehr zu überbieten. Wie man das von der Politik nun mal gewöhnt ist, stellt sie die Realität völlig auf den Kopf. Dieses Land leidet ohnehin unter einem derart galoppierenden Realitätsverlust, daß es über kurz oder lang nicht mehr funktionsfähig sein dürfte. Mit der gewohnten Wichtigtuerei prügeln die Politker auf Computerspiele ein und verdächtigen sie als Ursache der Schulmassaker. Dabei sind sie nicht Ursache, sondern Ausdruck und Ventil für Aggressionen. Woher kommen denn die enormen Aggressionen auf die Schule, die Erwachsenen und das Leben allgemein? Ausdruck dieser Aggressionen sind ja nicht allein die Schulattentate; sie sind ja nur die spektakuläre und auch fragwürdige Spitze des Eisbergs.
Ursache der Gewalt sind weniger die Computerspiele als vielmehr diejenigen, die so nachdrücklich mit dem Finger auf sie zeigen. Haltet den Dieb!, schreien Politiker, die die Gesellschaft und ihre Kinder täglich um ihre Zukunft betrügen – dieselben Politiker, die dafür sorgen, daß der Dampfdruck in der Gesellschaft und in der Schule kontinuierlich steigt:
Sind letzteres vielleicht die Beispiele, die die Kinder von solchen Gewaltexzessen abhalten sollen? Kinder und Jugendliche sind sehr sensibel für Lügen; sie durchschauen sie oft bereits, wenn die Eltern noch an das Geschwätz von Bush und Merkel glauben.
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| …und ohne Selbstmord. |
Nicht die Schüler, sondern die Politiker haben die Schule zum Schauplatz sadistischer Spielchen gemacht. Wie die Schüler die Attentate von Erfurt und Emsdetten verarbeiten sollen, ist die eine Frage. Aber die andere Frage ist: wie sollen sie die Attentate der Politik auf die Gesellschaft und die Schule verarbeiten? Die Kinder sind nicht nur die Zukunft, sondern auch der Spiegel einer Gesellschaft, und vor allem ein Spiegel der herrschenden Elite, also derjenigen, die in der Schule wirklich Gewalt ausüben. Schulmassaker und Videospiele lenken von den eigentlichen Gewalttätern ab: denjenigen, die das Leben allgemein und das in der Schule besonders immer unerträglicher machen.
Bei soviel Aggression von oben nach unten muß man sich eigentlich wundern, warum es nicht viel mehr Amokläufe gibt – innerhalb und außerhalb der Schule. Denn schließlich sind die obersten Amokläufer unsere Politiker: In Afghanistan, in Jugoslawien, im Kongo, im Irak, im Libanon. Allerdings besitzen sie nicht soviel Stil, am Ende Selbstmord zu begehen.
Hurrikan Sandy/Von NOAA
In den USA wurde der Wahlkampf wegen des »Sandy-Hurrikans« ausgesetzt? Nicht doch: In Wirklichkeit ist »Sandy« der Höhepunkt des Wahlkampfs. Wenige Tage vor den Wahlen nützen derartige Katastrophen immer nur dem Amtsinhaber. Zufall oder Absicht?
Das Timing könnte besser nicht sein: Eine Woche vor den US-Wahlen am 6. November 2012 enterte der Hurrikan Sandy die Ostküste der Vereinigten Staaten und machte sich auf den Weg nach New York.
Sandy wäscht weißer als weiß
Eine Woche ist der ideale Abstand zu einer Wahl, um das Eisen zu erhitzen und zu schmieden, solange es heiß ist. Eine Woche braucht man, um den Präsidenten als Krisenmanager zu inszenieren und in den Köpfen zu etablieren. Bei mehr als einer Woche bestünde die Gefahr des Abklingens der Krise und damit auch des Abklingens ihrer politischen Effekte. Während der Wahlkampf angeblich ausgesetzt wurde, ist die Sturmkatastrophe in Wirklichkeit der Höhepunkt des Wahlkampfs – und der Jackpot für den Amtsinhaber: Der Präsident sagt alle Wahlkampfveranstaltungen ab, um am Krisenmanagement teilnehmen zu können? Natürlich – denn die Pose als Krisenmanager ist nun mal der beste Wahlkampf. Jetzt kann der Präsident als treu sorgender Landesvater erscheinen, der über den parteipolitischen Querelen steht und die Bevölkerung vor dem Grauen der Katastrophe schützt. Da mag der Gegenkandidat Mitt Romney auch noch so verzweifelt ein paar Hilfspakete vor den Kameras schwenken – die Aktion erscheint hilflos und kontraproduktiv. Der Gegenkandidat wirkt wie ein Kind, das auch mitspielen möchte, aber nicht darf. Denn Entscheidungsbefugnisse besitzt nur der Präsident. Wahlkampf, Fernsehdiskussionen – alles umsonst. Die Traumatisierung durch die Katastrophe radiert alles aus, was vorher war. Sie bewirkt eine perfekte Gehirnwäsche. Das Gehirn des Wählers funktioniert wie eine Wundertafel, die gelöscht wird und auf der plötzlich der Amtsinhaber als Retter erscheint. Romney kann einpacken: Sandy wäscht weißer als weiß.
Absolut tote (Wind-) Hose
Über diese Effekte besteht kein Zweifel, und sie werden in den USA offen diskutiert: »Hurrikan Sandy ist ein Demokrat«, titelte beispielsweise die Nachrichtenseite USNews am 29. Oktober 2012. Auch hierzulande ist klar: Der Sturm ist ein »wichtiger Faktor« im US-Wahlkampf und Obama ein »Krisengewinnler« (Spiegel Online, 31.10.12).
Auf der anderen Seite gibt es bei dem Hurrikan Sandy ein paar Ungereimtheiten. Zum Beispiel die, dass die Hurrikan-Saison im Atlantik längst vorbei ist. Zwar wird sie von den Meteorologen bis zum 30. November terminiert, aber der Höhepunkt dauert nur von Mitte August bis Mitte September. Denn Hauptvoraussetzung für einen Hurrikan sind nun mal starke Sonneneinstrahlung und hohe Wassertemperaturen. Nur dann entstehen über dem Wasser jene starken Aufwinde, die schließlich beginnen, sich in einer tödlichen Spirale zu drehen – wie in einem auf dem Kopf stehenden Badewannenausguss. Ende Oktober ist dagegen normalerweise bereits absolut tote (Wind-) Hose. Wie kommt es nun, dass hier genau vor den Präsidentschaftswahlen ein großer Hurrikan in der US-Metropole New York einschlägt? Wo nimmt der Sturm die (Sonnen-) Energie her? In den ganzen 108 Jahren des Bestehens des New Yorker U-Bahn-Systems gab es keine solche Überschwemmungskatastrophe – aber ausgerechnet eine Woche vor den Präsidentschaftswahlen 2012? Wobei es neben der Wahlhilfe für Obama noch eine radikalere Option gibt oder gab: die Verschiebung der Wahlen aufgrund des Notstandes. Tatsächlich wurde der bereits vor Eintreffen des Hurrikans in verschiedenen Bundesstaaten ausgerufen, unter anderem in New York und Washington D.C.
Krisengewinnler Obama
Hurrikan Sandy – fit wie ein Turnschuh
Papperlapapp – schließlich gab es ja schon immer Hurrikane in New York. Zum Beispiel Hurrikan Donna 1960. Allerdings tobte dieser Sturm von Ende August bis Mitte September, also mitten in der Hurrikan-Saison, und brachte es trotzdem nur auf drei statt 4,23 Meter Wasserhöhe an der Südspitze Manhattans (Battery Park). Nicht doch – da wäre schließlich noch Hurrikan Irene im Jahr 2011. Auch der sorgte immerhin für einiges Chaos und Überschwemmungen in der oder in der Umgebung der Metropole – allerdings am 28. und 29. August 2011, also auf dem Höhepunkt der Hurrikan-Saison und der Energiezufuhr. Interessanterweise zeigt sich Hurrikan Sandy also viel fitter als seine Vorgänger, und das am Ende der Hurrikan-Saison. Woher nimmt er bloß die Energie?
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Gerhard Wisnewski
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