Von Gerhard Wisnewski
Was macht eigentlich unser Seehofer? Sie erinnern sich: Das ganze Land mit seiner Vogelgrippe-Hysterie aufzumischen, hat ihm richtig gut getan. Da saß er dann in den Talkshows, das Gesicht mit dem leicht spöttischen Blick in Großaufnahme, so sah er sich wohl am liebsten. Neben Tieren konnte er so auch Menschen gängeln. Die Tiere wurden zurück in die Ställe gezwungen, wo sie sich quälten und erkrankten. Die Menschen litten mit ihnen, sahen ihre Tiere sterben, erlitten Verluste. Doch plötzlich lief es nicht mehr so gut für unseren Herrn Seehofer. Die Menschen begannen sich gegen den Vogelgrippen-Irrsinn zu wehren. Das Seuchen-Institut auf der Insel Riems kam unter Druck, weil just nebenan die ersten Vogelgrippen-«Fälle» aufgetreten waren. Schließlich setzte es noch Strafanzeigen gegen den Panikmacher aus Berlin – wegen Tierquälerei. Da hielt er erstmal die Luft an und tauchte im nächstbesten Entenweiher ab. Die Ente ist schließlich sein Lieblingstier – jedenfalls publizistisch.
Nachdem der Sturm im Wasserglas bzw. Ententeich wieder abgeflaut ist, hebt Seehofer das nasse Haupthaar aus den Seerosen. Er wäre ja nicht Seehofer, wenn er sich nicht weiter in das Leben der Menschen einmischen, Angst machen, gängeln und verbieten würde. «Ich halte überhaupt nichts davon, dass der Staat als Vormund auftritt», sagt er und fordert, Arbeitslose könnten beim Ernteeinsatz ruhig etwas mehr Engagement zeigen (laut Bonner Generalanzeiger). «Diejenigen, die arbeiten können, sollen das auch tun», meinte er. Überhaupt knallt er seinem Volk gerne eins vor den Latz. Als nächstes plant der Hobby-Vormund wieder ein Verbot, und zwar ein Rauchverbot in Restaurants. «Die Appelle an die Freiwilligkeit hätten nichts gebracht. Deswegen müsse die Politik handeln», wird er zitiert. Und wenn Seehofer handelt, dann haben die Leute traditionell nichts zu lachen. Irgendwie muß man sich ja in Erinnerung bringen, nach dem sich das ganze große Vogelgrippen-Rad nicht mehr drehen läßt. Auch da rotzt der selbsternannte Gastronomieexperte laut Märkische Oderzeitung noch was hinterher, nämlich «Kein Restaurant geht von einem Rauchverbot kaputt».
«Ich bin für alles zuständig, was für die menschliche Existenz wichtig ist, von den Lebensmitteln bis zu den Lebensgrundlagen des ländlichen Raumes», sagt Seehofer der Mittelbayerischen Zeitung. Und das klingt halb wie ein Triumph, halb wie eine Drohung.
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Gerhard Wisnewski
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