Von Ralf Wurzbacher
Fast fünf Jahre nach dem 11. September 2001 hat die US-Regierung noch immer keinen Sündenbock vorzuweisen, dem sie die Anschläge zweifelsfrei in die Schuhe schieben könnte. Am Mittwoch (Ortszeit) zerschlug sich auch ihre größte und bis dato einzige Hoffnung: Der im Sommer 2001 wegen Terrorverdachts inhaftierte Zacarias Moussaoui wurde von einem Geschworenengericht in Alexandria bei Washington lediglich zu lebenslanger Haft und nicht – wie von der Bundesanwaltschaft gefordert – zum Tode verurteilt. Nach 40stündigen Beratungen kamen drei der zwölf Geschworenen zu dem Schluß, daß der Franzose marokkanischer Abstammung nur begrenzt in die Anschlagspläne eingeweiht gewesen sei und bei den Angriffen auf das World-Trade-Center in New York und das Pentagon in Washington allenfalls eine geringfügige Rolle gespielt habe.
Nach der Urteilsverkündung verließ der 37jährige den Gerichtssaal mit dem Ausruf: «Amerika, du hast verloren! Ich habe gewonnen!» In der Tat ist der Ausgang des Verfahrens eine Schlappe für die Ankläger sowie die US-Administration. Bislang gibt es noch nicht einen einzigen handfesten Beweis, der die Version einer seinerzeit von langer Hand geplanten islamistischen Verschwörung stützen würde. Gerhard Wisnewski, Journalist und Publizist («Operation 9/11», «Mythos 9/11»), freute sich folglich über ein «sehr gutes Urteil». Anders als den angeblichen Kennedy-Attentäter Lee Harvey Oswald habe man Moussaoui nicht zum Schweigen gebracht. Weil er am Leben bleibe, «ist er für die Regierung eine Zeitbombe geblieben», bemerkte Wisnewski am Donnerstag gegenüber Junge Welt.
Moussaoui war im August 2001 in den USA mit gefälschten Papieren gefaßt und vor allem aufgrund des von ihm absolvierten Flugunterrichts der Öffentlichkeit fortan als verhinderter 20. Flugzeugattentäter verkauft worden. Laut Anklage hätten die Anschläge vom 11. September verhindert werden können, hätte Moussaoui über die ihm unterstellten Kenntnisse zu einem bevorstehenden Al-Qaida-Komplott ausgesagt.
Während der Angeklagte vor einem Jahr noch vehement bestritten hatte, in die Vorbereitungen der Angriffe verwickelt gewesen zu sein, sorgte er während des Prozesses mit der exakt gegenteiligen Behauptung für Aufsehen. Danach sei es seine Aufgabe gewesen, ein fünftes Flugzeug ins Weiße Haus zu steuern, wobei er auf einen angeblichen Mitverschwörer, den sogenannten Schuhbomber, Richard Reid, verwies. Die Bundespolizei FBI hat diese Version während der Verhandlungen schwer erschüttert. Ein FBI-Vertreter erklärte vor Gericht: «Bis heute deutet keinerlei Information darauf hin, daß Reid vorab Kenntnis von den Anschlägen vom 11. September hatte oder von der Al-Qaida-Führung instruiert wurde, in Abstimmung mit Moussaoui eine Operation durchzuführen.»
Laut Wisnewski hat Moussaoui während des Prozesses unter «physischer und psychischer Folter» gestanden, was auch seine zum Teil wirren und widersprüchlichen Aussagen erkläre. So hatte auch ein Gerichtsreporter des TV-Senders NBC berichtet, dem Angeklagten sei unter der Kleidung ein sogenannter Stun Belt, über den Elektroschocks verabreicht werden können, angebracht worden. Wie Wisnewski fürchtet wohl auch die Mutter des Verurteilten, daß dieser in Haft in Lebensgefahr schwebt. Sie verlangte am Donnerstag, ihren Sohn in ein französisches Gefängnis zu überführen.
http://www.jungewelt.de/2006/05-05/055.php?sstr=moussaoui
Von Ralf Wurzbacher
Fast fünf Jahre nach dem 11. September 2001 hat die US-Regierung noch immer keinen Sündenbock vorzuweisen, dem sie die Anschläge zweifelsfrei in die Schuhe schieben könnte. Am Mittwoch (Ortszeit) zerschlug sich auch ihre größte und bis dato einzige Hoffnung: Der im Sommer 2001 wegen Terrorverdachts inhaftierte Zacarias Moussaoui wurde von einem Geschworenengericht in Alexandria bei Washington lediglich zu lebenslanger Haft und nicht – wie von der Bundesanwaltschaft gefordert – zum Tode verurteilt. Nach 40stündigen Beratungen kamen drei der zwölf Geschworenen zu dem Schluß, daß der Franzose marokkanischer Abstammung nur begrenzt in die Anschlagspläne eingeweiht gewesen sei und bei den Angriffen auf das World-Trade-Center in New York und das Pentagon in Washington allenfalls eine geringfügige Rolle gespielt habe.
Nach der Urteilsverkündung verließ der 37jährige den Gerichtssaal mit dem Ausruf: «Amerika, du hast verloren! Ich habe gewonnen!» In der Tat ist der Ausgang des Verfahrens eine Schlappe für die Ankläger sowie die US-Administration. Bislang gibt es noch nicht einen einzigen handfesten Beweis, der die Version einer seinerzeit von langer Hand geplanten islamistischen Verschwörung stützen würde. Gerhard Wisnewski, Journalist und Publizist («Operation 9/11», «Mythos 9/11»), freute sich folglich über ein «sehr gutes Urteil». Anders als den angeblichen Kennedy-Attentäter Lee Harvey Oswald habe man Moussaoui nicht zum Schweigen gebracht. Weil er am Leben bleibe, «ist er für die Regierung eine Zeitbombe geblieben», bemerkte Wisnewski am Donnerstag gegenüber Junge Welt.
Moussaoui war im August 2001 in den USA mit gefälschten Papieren gefaßt und vor allem aufgrund des von ihm absolvierten Flugunterrichts der Öffentlichkeit fortan als verhinderter 20. Flugzeugattentäter verkauft worden. Laut Anklage hätten die Anschläge vom 11. September verhindert werden können, hätte Moussaoui über die ihm unterstellten Kenntnisse zu einem bevorstehenden Al-Qaida-Komplott ausgesagt.
Während der Angeklagte vor einem Jahr noch vehement bestritten hatte, in die Vorbereitungen der Angriffe verwickelt gewesen zu sein, sorgte er während des Prozesses mit der exakt gegenteiligen Behauptung für Aufsehen. Danach sei es seine Aufgabe gewesen, ein fünftes Flugzeug ins Weiße Haus zu steuern, wobei er auf einen angeblichen Mitverschwörer, den sogenannten Schuhbomber, Richard Reid, verwies. Die Bundespolizei FBI hat diese Version während der Verhandlungen schwer erschüttert. Ein FBI-Vertreter erklärte vor Gericht: «Bis heute deutet keinerlei Information darauf hin, daß Reid vorab Kenntnis von den Anschlägen vom 11. September hatte oder von der Al-Qaida-Führung instruiert wurde, in Abstimmung mit Moussaoui eine Operation durchzuführen.»
Laut Wisnewski hat Moussaoui während des Prozesses unter «physischer und psychischer Folter» gestanden, was auch seine zum Teil wirren und widersprüchlichen Aussagen erkläre. So hatte auch ein Gerichtsreporter des TV-Senders NBC berichtet, dem Angeklagten sei unter der Kleidung ein sogenannter Stun Belt, über den Elektroschocks verabreicht werden können, angebracht worden. Wie Wisnewski fürchtet wohl auch die Mutter des Verurteilten, daß dieser in Haft in Lebensgefahr schwebt. Sie verlangte am Donnerstag, ihren Sohn in ein französisches Gefängnis zu überführen.
http://www.jungewelt.de/2006/05-05/055.php?sstr=moussaoui

Gerhard Wisnewski
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72108 Rottenburg a.N.