Von Gerhard Wisnewski
Ich habe hier schon öfter auf die Problematik eines Internetforums hingewiesen, das den megalomanen Anspruch erhebt, eine «Enzyklopädie» zu sein: Wikipedia. Bei keinem anderen, der Willkür, der Anonymität und den Interessen seiner Nutzer ausgelieferten Forum käme irgendjemand auf die Idee, dies als «Lexikon» zu betrachten. Im Gegenteil: In Wirklichkeit sind Internetforen mit ihren anonymen Urhebern die unzuverlässigsten und voreingenommensten Quellen, die es überhaupt gibt.
Und tatsächlich gerät das Wikipedia-Forum immer wieder in die Negativ-Schlagzeilen. Warum? Weil es unzuverlässig oder manipulierbar ist? Nein: es ist nicht besser oder schlechter, als jedes andere Forum auch – also schlecht. Ein Forum ist die freie Wildbahn für Informationen. Ein Skandal entsteht nur deshalb, weil dieses Forum vorgibt, ein «Lexikon» zu sein. Ein klassischer Fall von Etikettenschwindel. Jüngstes Beispiel: Fleißige Angestellte des amerikanischen Kongresses haben in Hunderten von Fällen systematisch die Inhalte der angeblichen «Enzyklopädie» nach Gutdünken und zum Vorteil ihrer jeweiligen Abgeordneten manipuliert.
Mal verschönerten sie die Biographien ihrer Abgeordneten, mal wurde der politische Gegner diffamiert und beleidigt. Und mal wurde ganz einfach die Geschichte umgeschrieben. Immer wieder im Zentrum elektronischer Wiki-Fehden: die Attentate des 11. September 2001. Genau, wie diese Ereignisse auch in der deutschen Wikipedia gern im Sinne der offiziellen Bush-Propaganda umfrisiert werden, legten auch in den USA beflissene Propagandisten Hand an den entsprechenden Artikel.
Die Aufregung ist nun groß, die manipulierten Artikel wurden, so gut es geht, wieder «berichtigt» – doch was ist hier eigentlich «objektiv» oder gar «richtig»? Nichts, natürlich. Denn eine «Enzyklopädie» mit einem unübersehbaren Stab an anonymen und undurchsichtigen Mitarbeitern, die aus nicht nachvollziehbaren Quellen und Interessen schöpfen, ist der worst case des enzyklopädischen Gedankens und von Haus aus eine Mißgeburt. Als Enzyklopädie ist Wikipedia gefährlich und auf jeden Fall zum Scheitern verurteilt.
Also: Besser ein Ende mit Schrecken, als ein Schrecken ohne Ende.
http://www.spiegel.de/netzwelt/politik/0,1518,398357,00.html
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Von Gerhard Wisnewski
Ich habe hier schon öfter auf die Problematik eines Internetforums hingewiesen, das den megalomanen Anspruch erhebt, eine «Enzyklopädie» zu sein: Wikipedia. Bei keinem anderen, der Willkür, der Anonymität und den Interessen seiner Nutzer ausgelieferten Forum käme irgendjemand auf die Idee, dies als «Lexikon» zu betrachten. Im Gegenteil: In Wirklichkeit sind Internetforen mit ihren anonymen Urhebern die unzuverlässigsten und voreingenommensten Quellen, die es überhaupt gibt.
Und tatsächlich gerät das Wikipedia-Forum immer wieder in die Negativ-Schlagzeilen. Warum? Weil es unzuverlässig oder manipulierbar ist? Nein: es ist nicht besser oder schlechter, als jedes andere Forum auch – also schlecht. Ein Forum ist die freie Wildbahn für Informationen. Ein Skandal entsteht nur deshalb, weil dieses Forum vorgibt, ein «Lexikon» zu sein. Ein klassischer Fall von Etikettenschwindel. Jüngstes Beispiel: Fleißige Angestellte des amerikanischen Kongresses haben in Hunderten von Fällen systematisch die Inhalte der angeblichen «Enzyklopädie» nach Gutdünken und zum Vorteil ihrer jeweiligen Abgeordneten manipuliert.
Mal verschönerten sie die Biographien ihrer Abgeordneten, mal wurde der politische Gegner diffamiert und beleidigt. Und mal wurde ganz einfach die Geschichte umgeschrieben. Immer wieder im Zentrum elektronischer Wiki-Fehden: die Attentate des 11. September 2001. Genau, wie diese Ereignisse auch in der deutschen Wikipedia gern im Sinne der offiziellen Bush-Propaganda umfrisiert werden, legten auch in den USA beflissene Propagandisten Hand an den entsprechenden Artikel.
Die Aufregung ist nun groß, die manipulierten Artikel wurden, so gut es geht, wieder «berichtigt» – doch was ist hier eigentlich «objektiv» oder gar «richtig»? Nichts, natürlich. Denn eine «Enzyklopädie» mit einem unübersehbaren Stab an anonymen und undurchsichtigen Mitarbeitern, die aus nicht nachvollziehbaren Quellen und Interessen schöpfen, ist der worst case des enzyklopädischen Gedankens und von Haus aus eine Mißgeburt. Als Enzyklopädie ist Wikipedia gefährlich und auf jeden Fall zum Scheitern verurteilt.
Also: Besser ein Ende mit Schrecken, als ein Schrecken ohne Ende.
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Gerhard Wisnewski
c/o Kopp Verlag, Bertha-Benz-Str.
72108 Rottenburg a.N.