Es liegt wohl auf der Hand, dass die beiden Schlüssel zur unabhängigen Aufklärung des Falles Haider die Leiche und das Autowrack sind. Geheimgehaltene Obduktionsberichte und hurtige Einäscherung des Verstorbenen sind nicht geeignet, verloren gegangenes Vertrauen wiederherzustellen.
Fotos in einer »Szenekneipe« sind gut und schön. Von wem wann gemacht sei mal dahin gestellt.
Sie lenken aber spektakulär davon ab, dass der Öffentlichkeit kein einziger handfester Beweis für die offizielle Unfall-Version vorgelegt wurde. Außer Behauptungen von einem Staatsanwalt, der den Fall so schnell wie möglich abschließen will, nichts gewesen.
Wie auch die Trauerfeierlichkeiten zeigen, ist der Tod des Herrn Haider aber von hohem öffentlichem Interesse. Aber nicht nur wegen seiner Beliebtheit, sondern auch, weil man hier im Fall eines Attentates von einem Staatsstreich sprechen muss. Der Mann war immerhin regierender Landeshauptmann.
Daher führt kein Weg daran vorbei,
Bedauerlicherweise für die Familie ist Herr Haider eben keine reine Privatsache. Er selbst hat sich zur öffentlichen Staats-Person gemacht, und daher ist auch sein Tod – jedenfalls unter diesen Umständen – eine öffentliche Angelegenheit.
Die bisherige Informationspolitik weist in die entgegengesetzte Richtung und schürt Zweifel, statt sie zu beseitigen. Der angebliche Aufenthalt in einem »Szenelokal« ist kein Ersatz für eine unabhängige Obduktion.
So wie ich Herrn Haider während der Recherchen der letzten Tage kennengelernt habe, war er ein Mann der schonungslosen Offenheit. Der Gedanke, sein plötzliches Ableben könnte nicht unabhängig und bis zur letzten Frage untersucht werden, hätte ihm wohl kaum gefallen.
Die Einäscherung der Leiche von Herrn Haider ohne neutrale Nachobduktion ist eine Vernichtung von Beweismitteln.
(Achtung: Dieser Artikel stellt den Stand der Recherchen zum Zeitpunkt seiner Veröffentlichung dar. Für den letzten Stand der Dinge lesen Sie bitte das Buch Jörg Haider – Unfall, Mord oder Attentat?)
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Gerhard Wisnewski
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