«Man spürt die Absicht und ist verstimmt» – diesen Spruch kennen Sie ja schon von mir. Nun spüre ich andauernd Absichten und bin demgemäß regelrecht dauerverstimmt. Schlage ich morgens die Zeitung auf oder mache ich das Fernsehen an, geht’s mir schon schlecht. Liegt das bloß an mir? Machen wir eine Probe aufs Exempel. Der Fernsehsender RTL hat eine neue Animation zum Unfall von Jörg Haider veröffentlicht. Und was soll ich Ihnen sagen: Ich bin schon wieder verstimmt.
Nun haben die Medien ja ganz offensichtlich gewaltige Probleme, den Zustand des in der Nacht zum 11. Oktober 2008 zertrümmerten Phaeton zu erklären. Der ORF hat es bereits mit einer Animation versucht, bei der das Fahrzeug ohne jeden Bodenkontakt in der Luft eine Pirouette dreht.
Sechs, setzen.
Denn ohne Berührung der Fahrbahn durch die Oberseite konnten in der bisher geltenden Physik das Dach und die Motorhaube natürlich nicht zerdrückt werden.
Deswegen setzte ich alle Hoffnungen in den investigativen Fernsehsender RTL, als ich davon hörte, daß dort eine andere Animation des Unfalls hergestellt worden sein soll. Und immerhin: Diesmal kullerte dort ein Fahrzeug tatsächlich mit Bodenkontakt durch die Gegend. RTL-Journalisten kann man eben nicht so leicht reinlegen. Die Notwendigkeit irgendeiner Form von Kontakt der Oberseite mit etwas Hartem wurde also messerscharf erkannt.
Chapeau, kann man da nur sagen.
Zu dem Überschlag kam es demnach so: Rechts von der Fahrbahn befand sich eine meterhohe Böschung. Diese fuhr das Fahrzeug schräg hoch, um oben an eine Mauer zu prallen. Dadurch wurde es zurückgeworfen, kullerte die Böschung wieder hinunter und kam auf der Straße auf den Rädern zum Stehen.
Voilà!
Nun gut: Um das zu ermöglichen, wurde der Unfallort, sagen wir: kreativ, umgestaltet. In dem verzweifelten Bemühen, aufgrund der Schäden an dem Fahrzeug einen verheerenden Überschlag produzieren zu müssen, haben die RTL-Dreamworker zunächst mal die meterhohe Böschung an der rechten Fahrbahnkante erfunden. Weil sie dann ganz richtig erkannten, daß das Fahrzeug über eine derartige Böschung möglicherweise ganz einfach drübergehüpft wäre, pflanzten sie die erwähnte Mauer auf die Krone der Böschung. Erst dann kriegt man den Überschlag hin, den man so verdammt gerne hätte – einfach deshalb, weil Front und linke vordere Dachseite des Fahrzeugs nun mal total zerquetscht waren.
Nur leider müssen wir nun trotzdem weiterrätseln, was in der Nacht zum 11.10.2008 wirklich mit dem unbequemen, nein umstrittenen Politiker, ach was: dem «Rechtspopulisten» Jörg Haider geschah. Na also, geht doch.
[youtube moE_aYNtRT0 nolink]
Animation von RTL Dreamworks
[youtube PvWw9TSwjN4 nolink]
Animation von ORF Dreamworks

Fahrbahnrand in Wirklichkeit
P.S.: Haider ist offenbar der erste Mensch, der noch nach seinem Tod Gas geben kann. Beschleunigte er zunächst von 142 Stundenkilometern auf 170 Stundenkilometer, hat er inzwischen bereits 184 Stundenkilometer erreicht.
(Achtung: Dieser Artikel stellt den Stand der Recherchen zum Zeitpunkt seiner Veröffentlichung dar. Für den letzten Stand der Dinge lesen Sie bitte das Buch Jörg Haider – Unfall, Mord oder Attentat?)
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Gerhard Wisnewski
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