Waren Sie auch der Meinung, die ARD habe das am 29. August 2008 gesendete Interview mit Wladimir Putin unzulässig verstümmelt? Und haben Sie sich schon mal gefragt, wo all diese Wirklichkeitsfriseure ihr Handwerk erlernen? Nun, meine Interviews werden natürlich nicht von den obersten O-Ton-Figaros vom Schlage eines Thomas Roth frisiert. Vielmehr darf sich bei mir der Nachwuchs austoben. Doch lesen (und hören) Sie selbst.
Am 22. September 2008 hatte ich das Vergnügen, an eine der Kaderschmieden der Schnipsler zu geraten, so eine Art Talentschuppen der Zensoren, nämlich den MDR Jugendfunk Sputnik. Der hatte mich anlässlich des Medienrummels um den neuen RAF-Film Baader-Meinhof-Komplex zum Interview über den gegenwärtigen Linksextremismus in der Bundesrepublik geladen. Also machte ich mich auf zum Bayerischen Rundfunk, wo die Sputniks für eine halbe Stunde ein Studio und eine Leitung nach Berlin gebucht hatten, um mich nach meiner Meinung zu befragen.
Auf Fragen wie
wies ich zunächst mal auf die Rolle des Staates hin und darauf, dass man linksextreme Gewalt nicht ohne die Rolle des Staates analysieren kann. Wie Viele heute wissen, wurden die Molotow-Cocktails für die ersten spektakulären Brandanschläge bei der Springer-Demo am 11. April 1968 von einem Verfassungsschutzagenten namens Peter Urbach besorgt.
Der gute Urbach war so eine Art Hausmeister der ersten Terroristen und half in der linken Berliner Szene, wo er konnte – mal als Klempner, mal als Molli-Lieferant.
An und für sich sind diese Informationen nichts Neues, man konnte sie sogar bei Stefan Aust nachlesen, nur lässt man sie in der gegenwärtigen Diskussion um den neuen Baader-Meinhof-Film gerne unter den Tisch fallen. Deswegen habe ich mir auch erlaubt, in dem Interview an diese Umstände zu erinnern.
Weil ich ja auch nicht ganz dumm bin, hatte ich die Techniker beim BR gebeten, das ganze Gespräch mitzuschneiden. Weil die aber vergaßen, einen wichtigen Knopf zu drücken, bat ich eben freundlich die Sputnik-Leute um einen Mitschnitt des gesamten Gesprächs, den sie mir auch prompt zuschickten. Soviel muss zu ihrer Ehrenrettung gesagt werden.
Das ist dann aber auch schon alles. Davon abgesehen, hatte es die Sputnik– Leute deutlich aus der Umlaufbahn des Journalismus getragen. Von meinen eigentlichen Aussagen völlig losgelöst, wurden ein paar Luftschnapper von mir in ein enges Sprecherkorsett gepresst – von meinen kritischen Äußerungen fehlte jede Spur. Das Interview über die Hintergründe der extremistischen Gewalt war nicht mehr wiederzuerkennen.
Ich meine, dass wir für sowas unsere Rundfunkgebühren nicht zahlen, dass solche Verfälschungen im öffentlichen Interesse bekannt gemacht werden müssen und der Gebührenzahler über sie aufgeklärt werden muss. Weil ich außerdem meine, daß diese Verfälschungen meiner Aussagen gegen meine Persönlichkeitsrechte verstoßen, dürfen Sie an dieser Stelle selbst vergleichen – erst das vollständige Gespräch (bereinigt nur um inhaltlich nicht relevante Konversationen), dann die gesendete Sputnik-Fassung.
[local /data/image/gerhard_wisnewski/2008-09/sputnik.mp3 Wisnewski im Original]
[local /data/image/gerhard_wisnewski/2008-09/raf_lms.mp3 Wisnewski nach der Sputnik-Rasur]
Copyright © 2008 Das Copyright für die Artikel von Gerhard Wisnewski liegt beim Autor.
Gerhard Wisnewski
c/o Kopp Verlag, Bertha-Benz-Str.
72108 Rottenburg a.N.