Unter deutschen Medienkonsumenten bricht eine Revolution los. Das von ARD- und WDR-Mann Thomas Roth zusammengepfuschte Interview des russischen Ministerpräsidenten Wladimir Putin hat Hunderttausenden die Augen geöffnet. Zuschauer fordern den Kopf von »Thomas mit den Scherenhänden«. Das vor den Augen der Öffentlichkeit massakrierte Interview wächst sich aber auch für alle anderen etablierten Medien zur Krise aus. Ihr hartnäckiges Schweigen beweist für die Zuschauer, dass sie beim Bürgerbetrug mit im Boot sitzen.
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| Thomas im Schneideraum: Ein Horror
für die Meinungsfreiheit. (Montage: Wisnewski) |
Der gestrige Chat mit Putin-Interviewer Thomas Roth auf der Tagesschau-Website hat alles nur noch schlimmer gemacht. Die Bemühungen der ARD und der Tagesschau-Redaktion, die Gemüter zu beruhigen, sind nach hinten losgegangen. Im Gegenteil hat der weichgespülte (moderierte) Chat für die Teilnehmer das bestätigt, was er eigentlich widerlegen sollte, nämlich den Verdacht der Manipulation. Blogger fordern jetzt den Kopf von Thomas Roth.
Wer das Protokoll des Chats von 4. September 2008 (13 bis 14 Uhr) liest, reibt sich in der Tat die Augen. Die schon vorher eingereichten Fragen, über die die User hatten abstimmen können – weg! Die scharfe Kritik aus dem Tagesschau-Blog, die aufgeheizte Stimmung – alles weg! Die aufgeregten und durch und durch sehr kritischen Blogger waren im Chat einfach nicht wiederzuerkennen. Hatten sie etwa Kreide gefressen, Huxleysches Soma geschluckt oder irgendeine öffentlich-rechtliche Glückspille?
»Man hatte plötzlich den Eindruck, alle die zutiefst entrüstet waren, sind plötzlich ganz zahm und bekehrt«, schrieb ein »Ehrlich« im Blog: »Ja, wenn die Moderatorin die peinlichen Fragen nicht stellt, ist das auch schon wieder eine Manipulation.«
»Lieber Herr Roth«, säuselte ein Chatter, »bitte beschreiben Sie uns doch, mit welcher Personalstärke und welchen Bedingungen die ARD in der ›heißen Phase‹ über den Kaukasus-Konflikt berichtet hat.« »Hat Sie irgendetwas an den Aussagen Putins wirklich überrascht?«, fragte ein anderer. Und ein Dritter: »Welche Reaktionen hat es in Russland auf Ihr Interview gegeben?«
| Frage: Banane ist doch gelb? Finden Sie das nicht? Antwort von Herr Roth: Natürlich kann es Zuschauern auf ersten Blick scheinen, dass die Banane gelb ist, aber wenn man die einzelheiten betrachten und sich mit dem Thema mehr beschäftigt, dann sieht man, dass in der Realität sieht Banane rot aus. Meine Kollegen teilen auch diese Meinung, und das ist gut so…
Detlef im Tagesschau-Blog |
Da staunt der Fachmann, und der Zuschauer wundert sich. Denn schließlich hatte der Tagesschau-Chat wie gesagt schon im Vorhinein Fragen gesammelt, über die die User abstimmen konnten. Aber diese Fragen kamen entweder gar nicht, fast gar nicht oder verstümmelt dran. »NIcht einmal die am wichtigsten bewertetste kam im CHat dran…«, beschwerte sich »Sepp« (Rechtschreibung jeweils nicht korrigiert).
»Ich bin vom Chat irritiert«, meint »Peter«: Eine Frage von ihm, »die seit gestern zur Bewertung ausstand«, sei verstümmelt worden. Die Frage lautete, warum Roth das Interview so geschnitten habe, dass man die Schnitte nicht bemerkte – statt Schnitttechniken anzuwenden, »die dem Zuschauer eindeutige Hinweise geben, dass es sich um eine gekürzte Fassung handelt«. Seine Frage, ob Roth diese Entscheidung bewusst getroffen hatte, habe gefehlt, so Peter. Ebenso die Frage: »Wundert Sie es, dass die Zuschauer durch diese Umstände den Verdacht der Meinungsmanipulation erheben?«
Aber, so Peter, »die Frage war seit gestern vollständig in der Bewertungsliste und ich habe sie live noch einmal vollständig gestellt! (…) Auf die verstümmelte Frage konnte er schön um den heißen Brei herum reden… verstehe ich nicht.«
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| Tagesschau-Blog (Ausriss) |
»Naja, was solls«, meinte ein »enttäuschter Zuschauer«: »Im Chat wird nach wie vor um den heißen Brei geredet. Man versucht nun möglicht glimpflich aus der Situation zu kommen. Selbst Putin hat auf sehr viel schwierigere Fragen besser geantwortet. Ein positives hat dass Ganze doch noch, zumindest sollte der ARD nun klar sein, dass sie die Internetnutzer nicht mehr vorführen können. Und das Internet nimmt an Bedeutung zu, nach solchen Vorfällen erst recht.«
Tatsächlich fielen Fragen und Antworten teilweise auffallend diplomatisch und »politisch« aus:
korrespondent: Deutschland hat traditionell gute Beziehungen zu Russland. Sehen Sie hier eine besondere journalistische Verantwortung?Thomas Roth: Bei der Berichterstattung über Russland haben wir allen gegenüber die Verpflichtung, so nah wie möglich an der Realität zu berichten. Wie mir auch von europäischer Seite im Vergleich immer wieder gesagt wird, ist das Interesse in Deutschland besonders hoch. Das verwundert auch nicht, bei der langen und zum Teil sehr traurigen Geschichte (Überfall auf die Sowjetunion), die wir miteinander teilen. Ich hoffe allerdings, dass unsere Berichterstattung am Ende dazu beitragen kann, dass wir uns nicht entfernen, sondern einander weiter annähern.
Ein »Detlef« brachte Roths Antwortstil bei kritischeren Fragen auf den Punkt:
Frage: Banane ist doch gelb? Finden Sie das nicht?
Antwort von Herr Roth: Natürlich kann es Zuschauern auf ersten Blick scheinen, dass die Banane gelb ist, aber wenn man die einzelheiten betrachten und sich mit dem Thema mehr beschäftigt, dann sieht man, dass in der Realität sieht Banane rot aus. Meine Kollegen teilen auch diese Meinung, und das ist gut so…
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| Tagesschau-Chat (Ausriss) |
Auch kritischere Fragen fielen ungewohnt zahm aus: »Halten Sie angesichts der Reaktion Ihrer Zuschauer die Art und Weise, in der das Interview gekürzt wurde, weiterhin für gerechtfertigt und objektiv?«, fragte da ein »blabla«: »Würden Sie es heute anders machen?« Weitere Fragen: »Halten Sie das gekürzte Interview inhaltlich für gleichwertig?«, »Wer entschied, diesem Interview nur neun Minuten Sendezeit einzuräumen?«, »Wie erklären Sie sich die große Empörung über die Kürzungen?«.
Härtere Fragen fielen unter den Tisch: »Ich habe mittlerweile sieben differenzierte Fragen im Chat gestellt«, beschwerte sich ein »Peter Loes«: »Nicht eine einzige ist durchgedrungen. Es wird im Schneckentempo um den heissen Brei herumgeredet. Na, war ja nicht anders zu erwarten.«
Auch meine Fragen drangen nicht durch:
Immerhin: Der nachdrücklichen Forderung vieler Zuschauer, das Interview in voller Länge zur besten Sendezeit im Hauptprogramm zu zeigen oder den russischen Ministerpräsidenten dort einmal live ausreden zu lassen, schloss sich Roth ohne weiteres an:
»Meine liebste Version wäre, den russischen Ministerpräsidenten und/oder Präsidenten live in voller Länge präsentieren zu dürfen. Das würde uns allen sicher viele Diskussionen ersparen. Vielleicht haben wir ja bald eine Chance dazu, hoffe ich!«
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| Tagesschau-Chat (Ausriss) |
Aber zu spät. Inzwischen entwickelt sich der Fall Roth in den Augen der Zuschauer zu einem »Fall Medien«: »Meinen herzlichen Dank an Herrn Roth und die ARD«, schrieb »Freigeist«: »noch ein paar solcher ›Patzer‹ und es merkt auch der Dümmste was hier abläuft. Ist schon verblüffend wie erfahrene Journalisten nicht verstehen wollen, dass es ganz klar Manipulation/Zensur ist, wenn ich grundlegende Aussagen weglasse oder verfälsche.«
»Wichtig ist, dass die Diskussion über den hiesigen Mainstreamjournalismus und seine Einseitigkeit jetzt in die Mitte der Gesellschaft getragen wird«, meint »Lupendemokrat«: »Ottonormalbürger muss wach werden und verstehen wie er an der Nase herumgeführt wird. Dies ist keine Frage mehr für Verschwörungstheoretiker, extremistische Ränder oder Systemverneiner.«
Der Putin-Schwindel der ARD zieht andere Medien in Mitleidenschaft:
»Es ist die Pflicht jedes Bürgers sich für Objektivität, Ausgewogenheit und Wahrhaftigkeit in den Medien einzusetzen!«, so »Lupendemokrat«: »Wenn in der ARD schon so geschnitten wird, wie geht es dann wohl bei ntv, n24 oder auch beim ZDF zu. Schlimm.«
Das hartnäckige Schweigen der etablierten Medien ist für die Zuschauer die Bestätigung von deren Komplizenschaft: »KEIN EINZIGER REDAKTIONELLER BEITRAG ÜBER DIESES THEMA IN KEINEM MEDIUM!!! UNFASSBAR!«, schrieb »Vincent«.
»Ich werde z.B. an alle ›stillen, nichtssagenden‹ Redaktionen(Spiegel, Zeit, etc.) eine E-mail mit einem Hinweis auf diesen Blogg schicken!«, schrieb »Peter«: »Mal schauen, wie lange sie sich so was unter den Teppich kehren lässt? WIR hätten`s in der Hand! Dieses schlecht geschossene Eigentor der ARD(Hr. Roth) darf nicht unveröffentlicht und ohne Konsequenz bleiben!«
Folgerichtig fordern nun Zuschauer den Kopf von »Thomas mit den Scherenhänden«:
»Personen wie Hr. Roth sind für einen öffentlich rechtlichen Rundfunk nicht tragbar«, meint »Andromeda«: »Ein Rundfunk der sich zudem de facto aus steuergeldern (was anderes sind GEZ-Gebühren nicht) finanziert kann sich einen Mann wie Hr. Roth nicht leisten. Aus Gründen der Seriösität.«
Anders als die Medienmacher haben die Zuschauer begriffen: Die Sache ist kein Spaß. Mit Desinformationen à la ARD und Roth werden Kriege geführt. Siehe hier:
http://worldcontent.twoday.net/stories/5161610/
Einige Zuschauer tauschten denn auch schon mal Kontaktadressen:
1037: Lutz K.
Hallo Lutz, wir sollten direkt per E-Mail oder telefonisch kommunizieren, um die Sache* schneeballsystem-mäßig voran zu treiben. Ab etwa 9:30 Uhr habe ich Zeit, dich anzurufen. Gib mir bitte deine Kontaktdaten: info@fidom.de (ich sage sie – entgegen geltender Praxis – nicht weiter: versprochen
MfG Stefan Thaens
mailto:info@fidom.de?subject=lutz_k
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Gerhard Wisnewski
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