In Deutschland gibt es keine politische Verfolgung? Und ob. Anders kann man das, was Menschen geschieht, die Fragen über die Attentate des 11.9. stellen, nicht mehr bezeichnen. Jüngstes Beispiel ist die Hip-Hop-Band »die bandbreite«, die es wagte, in ihrem Song »Selbst gemacht« die offizielle Version der Ereignisse des 11. September 2001 in Frage zu stellen. Die »Westdeutsche Allgemeine Zeitung« (WAZ) versucht nun, einen Auftritt der Band am 15. August 2008 bei der Politpop-Nacht im Duisburger Parkhaus Meiderich zu verhindern.
»Wer einen anderen durch eine Anzeige oder eine Verdächtigung der Gefahr aussetzt, aus politischen Gründen verfolgt zu werden und (…) durch Gewalt- oder Willkürmaßnahmen Schaden an Leib oder Leben zu erleiden (…) oder (in seiner) wirtschaftlichen Stellung empfindlich beeinträchtigt zu werden, wird mit Freiheitsstrafe bis zu fünf Jahren oder mit Geldstrafe bestraft.«
So steht es in § 241a Strafgesetzbuch. Schon der Versuch, einen anderen auf diese Weise zum Beispiel in seiner wirtschaftlichen Stellung zu gefährden, ist strafbar. Es reicht auch eine »Mitteilung«.
Zum Beispiel eine »Mitteilung«, wie sie die WAZ am 1. August über die Hip-Hop-Band »die bandbreite« gemacht hat: »Trotz ihres Hangs zu Verschwörungstheorien soll die Gruppe Die Bandbreite im Kulturzentrum ›Parkhaus‹ auftreten«, denunziert da ein »Autor« namens Zlatan Alihodzic die Musiker. »Einige Texte von Sänger Marcel Wojnarowicz finden auch bei Neonazis großen Anklang.«
Wieviele Rechtsradikale wohl die WAZ lesen, ohne dass die WAZ das weiß oder will? Egal. Hier geht es nur um niedrigste politische Denunziation.
Stein des Anstoßes ist ein äußerst gelungener Hip-Hop-Song namens »Selbst gemacht«, in dem der Frontmann der Gruppe, Marcel Wojnarowicz, die Frage stellt, welche Ereignisse der Geschichte die USA eigentlich selbst inszeniert haben:
Ihr wolltet damals über Cuba ein Flugzeug sprengen,
und dann Fidel Castro diesen die Coup anhängen.
Ich denke dann an den Golf von Tonkin in Vietnam,
damals habt ihr behauptet man griffe euch an,
ein anderes Unterfangen dat war ziemlich makaber,
eigne Leute geopfert im Massaker von Pearl Harbor,
ja die bösen Japaner, die euch nur dabei halfen,
endlich mit in den zweiten Weltkrieg einzugreifen.
Sehr ergreifend auch, datt damals irakischen Soldaten
in Krankenhäusern Babys aus den Brutkästen traten,
s war n Fake, ne Fälschung, ein PR-Gag von euch,
doch hat dat für den Eintritt in den Golfkrieg gereicht.
Und da macht ihr’s mir leicht, mit dem 11. September,
denn an eurem Verhalten hat sich gar nix geändert.
Zwei weitere Länder legt ihr gleichsam in Eisen,
führt nen Krieg im Irak mit gefälschten Beweisen.
Refrain:
Habt ihr dat vielleicht selbst gemacht?
Den Terror selber in die Welt gebracht?
Ja, ihr hattet doch damals diesen Think Tank
isset drin, datt ihr da an dieses Ding denkt?
Habt ihr dat vielleicht selbst gemacht?
Habt ihr dabei an dat Geld gedacht?
Habt ihr dafür die eigenen Leute getötet,
weil ihr dat Öl da drüben so dringend benötigt?
Tja, Fragen, die sich aufdrängen. Nicht aber für unsere Mainstream-Presse. Die versucht seither, die Band als rechts zu denunzieren. Ein besonders abenteuerliches Beispiel hat der WAZ-Autor Zlatan Alihodzic abgeliefert. Fazit: Die »bandbreite« ist eigentlich für alles verantwortlich, bis hin zur iranischen Atombombe. Das geht so:
Erstens komme »bandbreite«-Mann Wojnarowicz an verschiedenen Punkten »mit den Rechten in ideologischen Kontakt«.
Mutig. Einen realen Kontakt gibt es natürlich nicht, deswegen muss ein »ideologischer Kontakt« her, der dadurch entstehen soll, dass irgendwelche »Rechten« die »bandbreite«-Texte auch zitieren oder gut finden. Demgemäß müsste man alle Medien der Bundesrepublik zu machen, da sie alle immer wieder von Rechten auf ihren Seiten zitiert werden und dort einzelne Artikel gut gefunden werden.
Zweitens »ist der Schritt nicht groß von Neonazis zur iranischen Außenpolitik«.
Mensch, dass ich da nicht selber drauf gekommen bin: Von der kleinen, in dieser »Logik« rechten Hip-Hop-Band »bandbreite« ist es also nur ein Katzensprung zu dem Oberbösewicht Ahmadinedschad!
Und der wiederum »zweifelt das Faktum des Holocaust an und seine antisemitischen Tiraden lassen wenig Zweifel daran aufkommen, welche Ziele er mit einer ihm zur Verfügung stehenden Atombombe verfolgen würde«.
Also, ich weiß nicht, wie es Ihnen geht, aber mir ist jetzt ganz klar, dass die »bandbreite« ein bisher übersehenes Mitglied der Achse des Bösen ist, die fortan Nordkorea, Iran, Irak, »bandbreite« buchstabiert werden muss.
Ja, noch schlimmer: »Für SPD, Die Linke und DGB in Duisburg sind Wojnarowicz› Äußerungen und Theorien kein Grund«, das böse Reich der »bandbreite« »nicht für Veranstaltungen zu buchen.«
Spaß beiseite: Die Aufforderung, die »bandbreite« nicht zu buchen, ist unübersehbar. Meiner Meinung nach ein Fall für den Staatsanwalt. Nur die Bayern sind nach Meinung der WAZ brav: »Ein Sprecher der DGB Jugend und der IG Metall Bayern hingegen erklärte, die Gruppe nicht mehr auftreten lassen zu wollen.« Aber »solange es in Duisburg nicht so ist«, stehe am 15. August wohl die »bandbreite« auf der Agenda, bedauert die WAZ.
Eben, und deswegen sollte man da auch schleunigst hingehen.
Veranstaltungsort:
Parkhaus Meiderich
Bürgermeister-Pütz-Straße 123,
47137 Duisburg
Infos: Tel.:0203/443448
Copyright © 2008 Das Copyright für die Artikel von Gerhard Wisnewski liegt beim Autor.
Gerhard Wisnewski
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