In Frankreich gibt eine neue Frauenbewegung den Skandalnudeln der so genannten »Femen« kontra: die »Antigonen«. Weiblich, sittsam und in weißen Kleidern stehen die »Anti-Femen« für ein anderes Frauenbild als das der kreischenden und beschmierten »Polit-Schlampen«.

Quelle: Antigonen
Ach: So können Frauen auch aussehen! Fast hätte man’s vergessen: hübsche Gesichter, lange weibliche Haare und fließende weiße Kleider. Etwa 30 junge Frauen haben sich zum Gruppenbild versammelt – hinten stehend, vorne sitzend. Die Schenkel bleiben dabei sorgsam geschlossen. Zwischen den jungen Damen prangt ein Transparent mit der Aufschrift »Antigones«. Ein Kulturschock. Gerade hatte man sich doch an die totale Vermännlichung der Frau gewöhnt – mit Jeans, kurzen Haaren, dicken Brillen und natürlich einem rotzfrechen Auftreten. Die junge Frau als Karikatur des männlichen Lümmels und der Mann als Buggyschubser – sprich: als Karikatur der weiblichen Mutter.
Eine Zierde für jeden Puff
Zurück zu den »Antigonen«. Bisher gibt es von diesen »neuen Frauen« nicht viel mehr als das beschriebene Bild und eine Website. Doch das Foto ist bereits Programm. Die jungen Damen haben die Nase voll vom neuen Frauenbild, sei es das der vermännlichten Göre oder das der beschmierten »Schlampe«, das in den schrillen Auftritten der so genannten »Femen« zum Ausdruck kommt. Die Frau als nacktes, kreischendes Protest-Luder entspricht nicht dem weiblichen Empfinden der Antigonen. Und tatsächlich stammt der beschmierte, nackte Körper der Frau ja auch aus der Pornografie. Aus den Zoten, die dabei auf Frauenkörper geschmiert werden, wurden bei den »Femen« lediglich politische Parolen.
Dennoch ist die Ikonografie der »Femen« nichts weiter als Pornografie: die Frau als nacktes, beschmiertes und entwürdigtes Objekt. Übertrieben? Keineswegs: Angetan mit Hitlerbärtchen und Plastikdildo scheinen manche Femen direkt der Folterkammer eines Bordells entsprungen zu sein (siehe auch hier). Besonders interessant sind auch die symbolischen Vergewaltigungen, die regelmäßig entstehen, wenn die Krawall-Tussen von Sicherheitskräften überwältigt werden – gerne auch uniformiert. Jeder Puff hätte seine Freude dran. Aber nicht nur die Bildsprache, sondern auch das kreischende und schimpfende Verhalten der »Femen« entspricht eigentlich dem Gekeife einer Prostituierten.
Politik als Vorwand für Pornografie
Bei den Veranstaltern solcher Auftritte mag dahinter die Erwartung stehen, dass die Öffentlichkeit mit den nackten Brüsten auch die politischen Parolen konsumiert – und mit den politischen Parolen auch die nackten Brüste. Denn schließlich geht es um beides: um Politik und Pornografie. Denn auch Pornografie ist letztlich eine erwünschte Politik, und zwar der Zersetzung von Beziehungen und Familien. Bei den Darstellern geht es wohl eher um eine groteske Kombination aus Geilheit, Geltungsbedürfnis und Exhibitionismus. Und aus der Hoffnung, für 15 Minuten berühmt zu werden – egal wie. Bei den (Medien-) Konsumenten geht es um Politik als Vorwand für Pornografie. Auch berichtet werden darf über die Pornografie plötzlich – denn es ist ja Politik. Unvergessen ist der Augenblick, als ein Tagesschau-Sprecher zum ersten Mal das Wort »Pussy« in den Mund nahm (im Zusammenhang mit den russischen Krawallnudeln von »Pussy Riot«).
Die Weiblichkeit nicht den Femen überlassen
Deswegen ist der Ausdruck »Schlampe« auch nicht polemisch oder feindlich gemeint, sondern steht für das, was »Femen« nun mal ikonografisch darstellen. Die »Antigonen«, die sich in Frankreich gründeten, wollen die Weiblichkeit jedoch nicht den Femen überlassen und zeigen, dass es auch noch andere Frauen gibt, die sich selbst und ihre Weiblichkeit nicht mit Füßen treten, sondern leben. Den Protest-Ludern setzen sie bewusst eine andere Ikonografie entgegen: klassisch, weiblich und sittsam.
Ihren Namen haben sie von der griechischen Heldin Antigone entlehnt, einem »Sinnbild für Menschlichkeit, Liebe und weibliche Kraft«, so eine Buchbeschreibung (Georg Steiner: Die Antigonen, München 1988). Laut einer Presseerklärung war die Aufnahme der ukrainischen Krawallnudel Inna Schewtschenko am 9. April 2013 in Frankreich der konkrete Anlass, sich zu einer anderen Weiblichkeit zu bekennen und zusammenzutun. Schewtschenko hatte sich durch so richtungsweisende kulturelle Leistungen hervorgetan, wie in Kiew mit einer Motorsäge ein Holzkreuz durchzusägen – natürlich mit nackten Brüsten. Als selbst noch eine Briefmarke mit dem Bildnis der Marianne, des weiblichen Symbols der Französischen Republik, der ukrainischen Skandalnudel nachempfunden wurde, reichte es den Kritikern.
»Jetzt müssen mich alle am Arsch lecken…«
Das Asyl für Schewtschenko deute darauf hin, dass, wann immer Femen in Italien, dem Vatikan, Russland oder Tunesien protestierten, dies mit der Billigung der französischen Behörden geschehe, so die Antigonen in ihrer Pressemitteilung. Dies und die Anerkennung der Ukrainerin als politischer Flüchtling schade den guten Beziehungen Frankreichs, das damit zu erkennen gebe, dass die Ukraine kein Rechtsstaat sei. Seine Nachbarn zu belehren, sei inakzeptabel. Überdies sei die Ähnlichkeit der Marianne-Briefmarke mit Schewtschenko eine Schande für Frankreich.

Die Femen zu einem nationalen Symbol zu erheben, bedeute ein Bekenntnis zum kulturellen Imperialismus. Als Symbol der Freundschaft zu Russland, der Ukraine, Tunesien und anderen Ländern überreichten Antigonen Brot und Salz an Vertreter dieser Länder – verbunden mit der Botschaft, dass viele Franzosen mit den Maßnahmen ihrer Regierung nicht einverstanden seien. Schewtschenko antwortete auf die Kritik nach Schlampenart. Bezogen auf die erwähnte Briefmarke sagte sie: »Jetzt müssen mich alle Homophoben, Extremisten und Faschisten am Arsch lecken, wenn sie einen Brief absenden wollen!«
Web: Antigones.fr
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