Erinnern Sie sich noch an den Honorarskandal des SPD-Kanzlerkandidaten Peer Steinbrück? Als herauskam, dass der »Sozialdemokrat« für Vorträge bei Banken und Unternehmen standardmäßig 15.000 Euro kassierte, brachte ihn das in ernste Schwierigkeiten. Den Kanzlerjob kann er seitdem im Prinzip vergessen. WDR-Intendant kann so ein Abzocker allerdings immer noch werden, wie der Fall Tom Buhrow beweist. Dass auch er ganz ähnliche Summen bei Unternehmen kassierte, ist natürlich längst vergessen. Eine kleine Auffrischung…

Tom Buhrow/Von Superbass
Ein Kerl wie Samt und Seide, dieser Tom Buhrow: immer ein sanftes Lächeln, immer geschmeidig und anschmiegsam zugleich. Genau wie sein ZDF-Kollege Claus Kleber verdiente sich auch Buhrow seine Sporen (räumlich) bei den Siegermächten. Zwei Jahre berichtete er als Korrespondent aus der französischen Hauptstadt Paris, insgesamt zehn Jahre aus Washington.
Und während Kleber seine Buchcover mit einer amerikanischen Flagge verzierte, erhielt Buhrow 2009 den Medienpreis der deutsch-amerikanischen Freundschaftsorganisation Steuben-Schurz-Gesellschaft. Abzeichen: Eine deutsche und eine amerikanische Flagge. Über Buhrows Loyalitäten dürften somit kaum Zweifel bestehen.
Laut eigenem Eingeständnis bestand sein Impetus als Journalist ja auch nicht darin, »die Welt zu verbessern«. In seinem Büro stellte er einem Bericht der Welt zufolge lebensgroße Pappfiguren von Bill Clinton und George W. Bush auf.
Bis zu 20.000 Euro für einen Auftritt
Ist das vielleicht der Grund, warum der frühere »Mann in Washington« nun schon bald den größten deutschen Sender und Meinungsmacher lenken darf – den WDR? Am 29. Mai 2013 wurde der Journalist mit den, laut Kritikern, »Management-Kenntnissen eines Praktikanten und dem Lächeln eines Liftboys« zu dessen Intendanten gewählt – Amtsantritt »möglichst schnell«. Den großen Bruder wird’s gefreut haben. Aber das ist gar nicht das eigentliche Thema.
Denn genau wie zuletzt der SPD-Kanzlerkandidat Peer Steinbrück bringt auch Tom Buhrow gewisse Altlasten in sein neues Amt mit. Zwar ist das längst vergessen, aber genau wie Steinbrück hatte auch Buhrow für Auftritte bei Unternehmen große Summen kassiert. Doch während Steinbrück seinen Kanzlerjob deswegen im Prinzip vergessen kann, ist Abzocker Buhrow für den WDR-Intendantenjob immer noch gut genug. Vor vier Jahren machten Medienberichte die Runde, wonach Buhrow für Auftritte bis zu 20.000 Euro gezahlt worden seien. »Jeder, der wie ich hier vor der Kamera steht, bekommt Angebote, Fachtagungen, Preisverleihungen oder Firmenveranstaltungen zu moderieren«, bekannte damals eine NDR-Moderatorin in der Sendung ZAPP vor laufender Kamera. Und der folgende Beitrag hatte es in sich: »Einkaufen können Unternehmer, Banken und Verbände die prominenten Fernsehgesichter bei Agenturen. Einige haben sich auf die Vermittlung und Vermarktung von prominenten Journalisten spezialisiert.« Journalisten wie Buhrow, lernte man bei dieser Gelegenheit, haben ihren Preis. Demnach verlangen die Agenturen für Tom Buhrow rund 20.000 Euro, für Claus Kleber »die gleiche Summe«.
Buhrow: Made im öffentlich-rechtlichen Gebührenspeck
Sieh an: So lassen sich also unsere Nachrichten-Anchors ihre mit Gebührengeldern aufgebaute Prominenz vergolden. Laut gehaltsreport.de verdient Buhrow als Tagesthemen-Moderator immerhin bereits 180.000 Euro im Jahr, als WDR-Intendant werden es wohl über 300.000 Euro. Und wer erst einmal einem Millionenpublikum bekannt ist, dem winken natürlich auch bezahlte Auftritte und Buchverträge. Demzufolge verdienen also die Journalisten, die wir mit zwangsweise eingetriebenen Gebührengeldern füttern, nebenher noch Zehntausende, insgesamt wahrscheinlich Hunderttausende von Euros. ZAPP zufolge, dessen Bericht bis heute im Netz steht, generierte Buhrow »außerhalb seiner Tagesthemen etliche Honorare«. »Er füllt mit seinen Vorträgen die Hallen, wird eingeladen von Sparkassen oder Handwerksmessen. Gelegentlich interviewt er auch Politiker – finanziert von bekannten Markenartiklern.« Mehr als 10.000 Euro soll er allein von den Sektimperien Henkell und Söhnlein kassiert haben: »Für einen Plausch mit dem rheinland-pfälzischen Ministerpräsidenten Kurt Beck.« Auch im »noblen Schloss-Hotel Grunewald« sollte Buhrow demzufolge reden – bei »einer Veranstaltung der Deutschen Bank«. – »Thema: die US-Wahlen und die Weltwirtschaft.« Demnach sollte Buhrow für eine halbstündige Rede 20.000 Euro kosten. Zwar sei der Termin wegen der Finanzkrise abgesagt worden, aber dennoch habe die Agentur auf dem gesamten Honorar bestanden. Und: »Es wurde gezahlt.«
Nun ist natürlich die Frage, wie das in die politische Landschaft passen soll. Denn gleichzeitig versuchen die öffentlich-rechtlichen Sender, ihr Feudalsystem auszubauen und Millionen von Menschen nun über eine »Haushaltsabgabe« zwangsweise zur Kasse zu bitten. Anders als andere Medien, die am Markt um Abogelder konkurrieren müssen, zwingen die Öffentlich-rechtlichen dem Publikum Zwangsabos auf, bei denen jeder rücksichtslose Abodrücker an der Haustür vor Neid erblassen würde. Wie hier bereits berichtet, schreiben sich die öffentlich-rechtlichen Anstalten ihre Gesetze quasi selber – via selbst in Auftrag gegebene Gutachten. Die Berufung Buhrows zum WDR-Intendanten schlägt da dem Fass den Boden aus…
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Gerhard Wisnewski
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