Schickte die Bombenattentate von Boston nun der Himmel oder der Teufel? Denn so schrecklich die Anschläge für die Opfer waren, so angenehm waren ihre Begleiterscheinungen für andere. Denn schließlich drohte es für US-Präsident Barack Obama gerade unangenehm zu werden: Erst die brutale Niederschlagung eines Hungerstreiks in Guantanamo, dann der Bericht einer Untersuchungskommission über Folter an US-Gefangenen. Und simsalabim verdrängten die Bombenanschläge die Peinlichkeiten aus den Schlagzeilen. Wer steckt also dahinter? Gott? Der Teufel? Oder etwa die Behörden selber?
Angebliche Kochtopfbombe/Foto: FBI
Puh – das hätte ein richtig mieser Wochenbeginn für Präsident Barack Obama werden können. Erst – am Samstag – schlugen Wächter einen Hungerstreik in Guantanamo brutal nieder. Medial gesehen ein sehr ungünstiger Zeitpunkt, denn das heißt, dass die Sache Anfang der Woche groß in den Zeitungen erscheinen würde. Seit Wochen protestieren Guantanamo-Häftlinge mit einem Hungerstreik gegen die unmöglichen Zustände, ihre illegale Gefangennahme und ihren rechtlosen Status. Angeblich werden etwa 40 Gefangene zwangsernährt. Am Samstag setzten US-Wärter »nach Medienberichten Gummigeschosse gegen Häftlinge ein, die sich gegen eine Verlegung aus einer Gruppenunterkunft in Einzelzellen wehrten«, hieß es im Focus.
Dann – am Montag – auch noch dieser Häftling aus Guantanamo: In einem Telefonat beschrieb er »in deutlichen Worten die Zustände im Gefangenenlager Guantánamo Bay auf Kuba«, so die Süddeutsche Zeitung vom 15. April. Und nicht nur das: »Über die Anwälte der Flüchtlingsorganisation Reprieve gelangte der Bericht nun an die New York Times« – die ihn am Montag prompt abdruckte und ins Netz stellte. Titel: »Guantanamo tötet mich«. »Einer hier wiegt nur noch 77 Pfund«, erzählte der Gefangene, »ein anderer 98. Mein letztes Gewicht, an das ich mich erinnere, betrug 132, aber das war vor einem Monat. Ich bin seit dem 10. Februar im Hungerstreik und habe mehr als 30 Pfund verloren. Ich werde nicht essen, bevor meine Würde wieder hergestellt ist. Ich werde in Guantanamo seit elf Jahren und drei Monaten festgehalten. Ich wurde nie eines Verbrechens angeklagt. Es gab nie ein Verfahren«.
Und schließlich – am Dienstag, den 16. April – kam auch noch der Untersuchungsbericht einer überparteilichen Kommission ans Licht, die den USA bescheinigte, nach dem 11.9.2001 Gefangene gefoltert zu haben. »Wir sind zu der bedauerlichen, aber unvermeidlichen Schlussfolgerung gekommen, dass die USA ein Vorgehen gezeigt haben, das eindeutig Folter ist«, zitierte die österreichische Presse eine ehemalige Kongressabgeordnete. Auf 577 Seiten hat die Kommission die Foltermethoden der USA zusammengetragen. Ergebnis: »Unter Verletzung des US- und des Völkerrechts hätten Geheimdienstbeamte und Soldaten Gefangene in Afghanistan, im Irak, im US-Gefangenenlager Guantanamo und andernorts ›grausam, inhuman und erniedrigend‹ behandelt.«
Wir sind alle Amerikaner
Gar nicht gut. Doch wie durch ein Wunder löste sich die peinliche Lage in Rauch auf – und zwar im Rauch der beiden Bomben von Boston. Falls man Bomben überhaupt als »Wunder« bezeichnen darf. Doch solche Mirakel sind in der Geschichte der USA schließlich schon vielfach geschehen. Egal, ob die Sprengung der Maine im Hafen von Havanna 1898, die den USA den Krieg gegen Spanien ermöglichte, der angeblich überraschende japanische Angriff auf Pearl Harbor 1941, der den Vereinigten Staaten den Weg in den Zweiten Weltkrieg ebnete, oder natürlich der 11.9.2001, der den Startschuss für eine ganz neue Rambo-Rolle auf dem Globus darstellte. Zugegeben: Boston fällt da eher in die Kategorie »kleines Wunder«. Ort und Zeit waren jedoch gut gewählt. Genau wie am 11.9.2001 das World Trade Center ist auch der Boston Marathon ein globaler Schauplatz und versprach maximale Medienaufmerksamkeit. Etwa 20.000 Teilnehmer aus aller Welt traten zu dem Langlauf an, entsprechend genoss das Ereignis weltweite Aufmerksamkeit und Betroffenheit. Wir sind wieder mal alle Amerikaner.
Am Montagnachmittag um zehn vor drei ging in der Nähe der Ziellinie in der Boylston Street der erste Sprengsatz hoch, etwa 20 Sekunden später der zweite. Große, weiße Rauchwolken stiegen über den Explosionsorten auf. Menschen lagen herum und schrien, Helfer bemühten sich um die Opfer, Rettungskräfte hasteten durch die Gegend, während Marathonläufer hinfielen, irritiert stehen blieben oder weiter in Richtung Ziel liefen. Etwa eine Stunde später brachte die Polizei ein weiteres »verdächtiges Objekt« zur Explosion, um 16 Uhr bestätigte sie zwei Tote und zwölf Verletzte. Am Ende wurden drei Tote und 180 Verletzte daraus.
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Das Netz glaubt nichts
Aber während die Mainstreammedien Trauer und Betroffenheit verbreiten, glaubt das Netz mal wieder gar nichts. Fragen werden bereits hinsichtlich der Explosionsorte gestellt: Wie konnten die Täter ihre Sprengsätze unbehelligt vor Geschäften auf dem Gehsteig ablegen und erwarten, dass sie dort liegen bleiben würden? Schließlich wimmelte es hier vor »Sicherheitskräften«. Warum platzierten die Unbekannten ihre Bomben direkt vor Schaufenstern, wo die Druckwelle nach hinten (ins Fenster) entweichen konnte, ohne allzu großen Schaden anzurichten? »Hier wollte«, schrieb ein Skeptiker, »also jemand größtmögliche (Medien-) Aufmerksamkeit erregen, aber kein größtmögliches Massaker anrichten. … Für das Ziel weltweiter Aufmerksamkeit und Ablenkung genügten ein oder zwei Detonationen vor laufenden Kameras und eine hohe Zahl an Verletzten (Nägel und Schrauben in den Bomben)«.
Und was ist mit dem Schwerverletzten, den Retter auf einem Rollstuhl davon schoben? Dem Mann wurden beide Beine abgerissen. Während er vor sich hinstarrt, ragt der Unterschenkelknochen aus dem blutigen Stumpf (hier gepixelt, hier für Leute mit stärkeren Nerven). Die Haut hängt nur noch in Fetzen herunter. Nur: Warum erinnert der Knochen irgendwie an einen Holzstab, der sauber unten abgeschnitten wurde? Wie kann es sein, dass sich hinter dem Rollstuhl nicht die geringste Blutspur befindet? Müsste nicht trotz Abbindung noch Blut aus den Stümpfen tropfen? Warum hat das Opfer auch an der Kleidung praktisch kein Blut? Und wieso weist auch die Kleidung der drei Helfer keine Blutflecken auf – auch nicht der blütenweiße Blouson der Frau, die den Rollstuhl schiebt? Blousons, die auch bei anderen Helfern blütenweiß blieben, während sie offenbar schwer Verletzte versorgten. Da wäre zum Beispiel noch ein anderer Mann in einem Rollstuhl mit blutüberströmtem Gesicht, dem merkwürdigerweise kein Blut auf den Pullover gelaufen ist. Auch die Beine scheint es übel erwischt zu haben, aber die Windjacken der beiden Retter sind makellos weiß.
Katastrophenübung in Boston
Ja, aber wer sollte denn so etwas inszenieren? Ganz einfach: Das Zauberwort heißt wie immer »Katastrophenübung«. Bei derartigen Übungen werden die Opfer ganz realistisch hergerichtet, einschließlich jeder Menge Blut. Um die Identifizierung zu üben, erhalten die »Opfer« auch falsche Identitäten. Und wie hier bereits berichtet wurde führten die Behörden im Umkreis des Marathonlaufs tatsächlich eine »Anti-Terror-Übung« durch. So erzählte der Marathontrainer Alastair Stevenson dem Alabama Press Register: »Beim Start heute Morgen waren Sprengstoffspürhunde und das Bombenkommando vor Ort. Sie sagten den Läufern, sie sollten nicht beunruhigt sein, es handele sich nur um eine Übung. Ich bin schon eine Menge solcher Rennen gelaufen, aber ich habe noch nie Bombenspürhunde am Start gesehen. Ich dachte daran, dass vielleicht etwas wie eine Bombe explodiert sein könnte.« Selbst auf den Dächern sah Stevenson Sicherheitspersonal. Tatsächlich war der Bereich mit Sicherheitskräften gespickt, darunter 400 Angehörige der Nationalgarde. Laut Time Magazine wurden die Sicherheitskräfte beim Boston Marathon schon ab 2002 massiv aufgestockt: »600 Polizisten gesellten sich zu den Läufern, dazu kamen nie dagewesene 1.500 Staats- und Kommunalpolizisten, die an der Route patrouillierten, sowie weitere 1.500 Sicherheitsleute. Darüber hinaus standen 415 Nationalgardisten bereit« – wie beim jetzigen Marathon 2013 also. Dazu kamen »Helikopter, Bombenspürhunde, Gefahrstoffexperten und Geigerzähler«.
Großer Auftritt für Obama
Beachtlich – und da sollen irgendwelche Unbekannten mehrere Schnellkochtöpfe mit Sprengstoff direkt am Zieleinlauf platziert haben? Ein Skandal ist das auf jeden Fall. Denn entweder haben die Sicherheitskräfte total versagt oder aber den ganzen Vorgang gestellt. Oder aber, noch schlimmer, echte Bomben gezündet und dabei Menschen getötet und verletzt. Wie auch immer: Auf Barack Obama wartet inzwischen der große Auftritt. Statt als Präsident einer Diktatur, die Menschen ihrer Freiheit beraubt und foltert, darf er sich nun als trauernder Landesvater präsentieren. Ganz sicher ist es nicht die Zeit, um wegen Guantanamo kleinlich auf ihm herumzuhacken. Ganz im Gegenteil gibt es plötzlich keine Kritiker und keine Opposition mehr: »Ich habe die Führer beider Parteien im Kongress informiert«, sagte Obama in einer Rede: »Wir versicherten uns, dass es an Tagen wie diesem keine Republikaner oder Demokraten gibt. Wir sind Amerikaner, die in der Sorge um ihre Mitbürger vereint sind.«
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Gerhard Wisnewski
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