Eine Ente auf dem Mond: Bild entdeckt ein Familienfoto auf dem Erdtrabanten

Sensation! Was unsere Qualitätsmedien nicht immer wieder so alles ausgraben: Bilder aus Archiven hätten »jetzt« an den Tag gebracht, dass der US-Mondfahrer Charles Duke bei seiner Mondlandung 1972 ein Familienfoto auf dem Erdtrabanten hinterlassen habe. Das meldete die Bild-Website am 13. Februar 2013. Ist das nicht ein Ding?  Eigentlich nicht. Denn erstens ist diese Geschichte ein uralter Hut. Und zweitens befand sich das Foto natürlich überhaupt nicht auf dem Mond…

»Sensation aus dem Archiv«, titelte die Website des Krawallblattes Bild am 13. Februar 2013: »Mama, Papa und zwei Söhne – Wie kommt das Foto auf den Mond?« Und bringt gleich des Rätsels Lösung: Der Apollo 16-Astronaut Charles Duke habe 1972 »eine besondere Botschaft «auf dem Erdtrabanten zurückgelassen: » Er legte ein Familienfoto mit seiner Frau und den beiden Söhnen Thomas und Charles in den Mondstaub – verpackt in eine Klarsichthülle. Für alle Fälle schrieb er auf die Rückseite: ›Das ist die Familie von Astronaut Duke vom Planet Erde. Gelandet im April 1972‹.«

Ein alter Hut…

Natürlich hätte man es sich gleich denken können: Erstens ist das Ganze überhaupt keine »Sensation«, jedenfalls keine publizistische. Hier stand die Geschichte zum Beispiel schon vor über zwei Jahren. Tatsächlich geistert das Foto mit der NASA-Nummer AS16-117-18841 aber schon seit Anfang der 70er Jahre immer mal wieder durch die Medien. Laut der englischsprachigen Wikipedia gehört es sogar zu den berühmtesten Gegenständen, die Duke auf dem Mond deponiert habe. Und auch in meinem Buch Lügen im Weltraum aus dem Jahr 2005 konnte man diese Sache bereits en détail nachlesen. Dort steht auch, wie Duke selber den Vorgang schilderte:

»Ich nahm ein Foto von meiner Familie. Unsere Kinder waren fünf und sieben«, erzählte Duke nach seiner Mondlandung mit Apollo 16 im April 1972. »Ich hatte da ein kleines Bild, das von einem der NASA-Männer namens Loudy Benjamin bei uns hinterm Haus gemacht worden war, und wir haben es in Plastik eingeschweißt. Auf die Rückseite haben wir geschrieben: ›Dies ist die Familie von Astronaut Duke vom Planeten Erde, auf dem Mond gelandet im April 1972.‹ Und die Kinder haben es unterschrieben, um sie auf diese Weise in den Flug einzubinden. Ich ließ es auf dem Mond zurück und habe ein Bild von dem Foto gemacht, und das gehört heute zu unseren nettesten Erinnerungen.«

…und eine Ente auf dem Mond

Zweitens lag das Foto natürlich nie auf dem Mond. Dort hätte ein Papierabzug wie dieser nämlich keine Minute überlebt:

• Ohne schützende Atmosphäre werden dunkle Gegenstände oder Flächen auf dem Mond sehr schnell sehr heiß. Daher hätte sich dieser Papierabzug sehr schnell bis zur Unkenntlichkeit verformt.
• Die intensive radioaktive Strahlung hätte dem Bild den Rest gegeben.
• Selbst wenn das nicht passiert wäre (was unmöglich ist), wäre das Foto in dem brutalen Sonnenlicht des Mondes sehr schnell ausgeblichen – die Widmung auf der Rückseite an zukünftige »Finder« also sinnlos.
• Sollte der Abzug luftdicht eingeschweißt gewesen sein, hätte sich die eingeschlossene Luft im Vakuum schlagartig ausgedehnt, die Plastikhülle wäre geplatzt.

Wobei sich natürlich ohnehin die Frage stellt, wovor jemand ein Foto auf dem Mond mit einer Plastikhülle schützen will: vor Regen? Kurz und gut: Die ganze Sache mit dem Foto ist erstens ein alter Hut und zweitens ohnehin eine Ente – zwei Objekte, vor denen sich Journalisten eigentlich hüten sollten…

Copyright © 2013 Das Copyright für die Artikel von Gerhard Wisnewski liegt beim Autor.