»Glauben Sie alles, was in der Zeitung steht? Nein? Das ist gut so«, meint der Autor Gerhard Wisnewski in seinem neuen Jahrbuch verheimlicht – vertuscht – vergessen 2013, das in diesen Tagen erscheint. Eigentlich wollten wir es hier rezensieren. Doch dann haben wir einen Blick auf das Vorwort geworfen und sind zu dem Schluss gekommen, dass darin eigentlich alles gesagt wird. Daher haben wir den Autor gebeten, es uns zur Verfügung zu stellen und nur um einige Sätze zu erweitern. Eins ist jedoch jetzt schon klar: Auch 2013 ist verheimlicht – vertuscht – vergessen eine faszinierende Entdeckungsreise in die Wirklichkeit.
Warum ist Organspende glatter Mord? Wann wird Bushido Bundeskanzler? Werden wir von Menschenrechtsorganisationen angelogen, und klebt an den Händen von Amnesty International Blut? Kann ein Bundespräsident ein Störfall sein? Was steckt wirklich hinter den »Döner-Morden«? Ist es denkbar, dass all die schönen Hollywoodfilme psychologische Kriegführung sind? Wer ist schuld an Vergewaltigungen bei der Bundeswehr? Wollte der französische Präsident Sarkozy mithilfe von Attentaten an der Macht bleiben? Warum erkrankten 11.000 Kinder an Magen-Darm-Infektion? Kann es sein, dass der Verfassungsschutz Morde begeht? Das alles waren Fragen, die sich uns 2012 stellten – aber bei weitem nicht alle.
Denn 2012 war nicht ein x-beliebiges Jahr, sondern möglicherweise das erste »richtige« Vorkriegsjahr auf dem Weg in einen größeren Krieg. Rund um den Iran verdichteten sich die Spannungen. In Syrien führten die Großmächte einen fast unverhohlenen Stellvertreterkrieg. Und wie immer wurde dabei gelogen, dass sich die Balken bogen. Auch 2012 wurde wieder deutlich, dass unsere Realität zunehmend durch flimmernde Bilder ersetzt wird: Bilder, die Leichen zeigten, die gar keine waren – oder zumindest nicht die, für die sie ausgegeben wurden. Bilder von Unruhen in Krisenherden, die alles Mögliche bewiesen – und gleichzeitig nichts. Und zwar, weil man sie keinem bestimmten Gebiet oder keinen bestimmten Menschen zuordnen konnte. Oder Bilder, die der Mars-Rover Curiosity vom Mars lieferte – oder sollte ich sagen vom »Mars«?
Menschen in der Fernsehhöhle
Auch 2012 hieß es daher: Nicht die Realität bestimmt die Politik, sondern das, was man uns in den Hauptnachrichten zeigt – und die Geschichten, die man dazu erzählt. Oder müsste es heißen: erfindet?
Auch 2012 ähnelten wir wieder den Menschen in Platons Höhlengleichnis. Diese Menschen sitzen in einer Höhle gefangen und bekommen von der Außenwelt nur die Schatten mit, die durch den Höhleneingang fallen. Die Menschen außerhalb der Höhle veranstalten dabei eine Art »Schattentheater«, indem sie immer wieder verschiedene Gegenstände am Höhleneingang vorbeitragen, deren Schatten auf die innere Höhlenwand fallen. Sie selbst verbergen sich dabei jedoch hinter einer Mauer. Und wenn die »Außen-Menschen« sprechen, meinen die »Höhlenbewohner« die Stimmen der Schatten zu hören. Besser kann man unsere heutige Medienwelt kaum darstellen. Auch Platon ging dabei bereits von einer »Inszenierung« bzw. Täuschung aus. Sogar die getrennten Text- und Bildebenen in Film und Fernsehen hat er quasi schon »vorausgesehen«. Und natürlich, dass die Höhlenbewohner (= Fernsehzuschauer) die Trugbilder mit der Realität verwechseln würden. Nur dass man die Menschen 2.000 Jahre später nicht mit einigen Schatten, sondern mit Milliarden bunter Bilder bombardieren würde, konnte der antike Philosoph natürlich nicht wissen. Auch im Jahrbuch 2013 geht es daher um die Frage, ob wir es schaffen werden, aus der Höhle bzw. dem Kaleidoskop der Trugbilder auszubrechen.
Auch 2013 will verheimlicht – vertuscht – vergessen einen bescheidenen Beitrag leisten, uns von diesen Fesseln zu befreien und uns den einen oder anderen Blick auf die raue Wirklichkeit zu ermöglichen. Dabei geht es wie immer nicht nur um Einzelereignisse und -geschichten, sondern auch um die geopolitische Großwetterlage. Sprich: das große Schachspiel, das auf dem Globus gespielt wird. In diesen Vorkriegsjahren verdichten sich ja die Konflikte zwischen mehreren Weltmächten: Auf der einen Seite drängen die USA, Israel und Großbritannien immer weiter nach Osten, auf der anderen Seite sehen China und Russland dadurch ihre Interessen bedroht. Dazwischen liegen Syrien und der Iran. Wie es aussieht, werden hier für das Schicksal des gesamten Globus entscheidende Weichen gestellt. Da in Zeiten der Kriegshetze nichts so wichtig ist, wie miteinander zu reden, habe ich den Iran 2012 mit einigen Kollegen besucht, um mir selbst ein Bild zu machen und es an meine Leser weiterzugeben. Auch Präsident Ahmadinedschad konnte ich dabei treffen. Und wie man sich vorstellen kann, ist der Iran ziemlich anders als das, was Bild-Zeitung, Süddeutsche und der Spiegel darüber schreiben. Werfen Sie daher mit mir einen frischen Blick auf dieses geschmähte Land.
Schließlich setze ich auch meine Berichterstattung über den schrecklichsten Angriff auf die Menschheit überhaupt fort: nämlich die Auflösung der sozialen Struktur und die totale Desorganisation. Auch dafür gab es 2012 eindrucksvolle Beispiele – ein leiser Krieg, der bisher noch überhaupt nicht zur Kenntnis genommen wurde…
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Gerhard Wisnewski
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