Was nun, Gutti: Der getürkte Doktortitel ist weg, einen neuen müsste er womöglich wirklich in jahrelanger »mühevollster Kleinstarbeit« erwerben. Doch nun gibt es Hoffnung für den geschassten Doktor. Einen Doktortitel gibt’s jetzt schon für 39 Euro im Sonderangebot – und zwar bei dem Gutscheinriesen Groupon. Sozusagen einen »Dr. group.«.
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Das wär doch was: »Mit Doktor h.c. oder Professor h.c. vor dem eigenen Namen für Aufsehen sorgen. So cool kann man sich künftig von den neidischen Freunden ansprechen lassen, ohne sich mit fremden Federn schmücken zu müssen. Denn mit einem kirchlichen Ehrendoktortitel für zum Beispiel Metaphysik oder Aromatherapie steht der Zusatz h.c. völlig zu Recht vor dem Vor- und Nachnamen«!
Mit dieser Werbezeile wirbt der Gutscheinriese Groupon neuerdings für Doktortitel. Die Wahrheit ist: Den begehrten Doktor oder gar Professor gibt’s jetzt als Schnäppchen. Sollte Guttenberg wirklich, wie manche meinen, seine Doktorarbeit teuer gekauft haben, dürfte er sich jetzt nochmals schwarz ärgern. Denn den Doktor gibt’s jetzt auch für Otto Normalhochstapler. »Option 1«: Der Doktor h.c. (honoris causa) für 39 statt 150 Euro. »Option 2«: Der Professor h.c. für 49 statt 200 Euro und beides zusammen (»Option 3«) für schlappe 59 Euro!
Die Doktortitel verleiht zwar nur eine »Miami Life Development Church«, aber das Gute ist, dass man diesen dubiosen Namen dem Angebot zufolge im Doktortitel abkürzen darf, so dass er sich anhört wie eine klangvolle Abkürzung eines akademischen Instituts: »In diesem Sinne darf man sich zum Beispiel Erika Mustermann Dr. h.c. of Exorcisms, MLDC Institute (USA) nennen, solange der Hinweis auf den kirchlichen Ehrentitel (h.c.), das Fachgebiet und das Herkunftsland angegeben wird«.
Na, wenn das nichts ist! Die »Highlights« laut Groupon:
Aber hallo! Bis auf das Ausfüllen des Bestellformulars und der Überweisung ist eigentlich keine »mühevollste Kleinstarbeit« zu leisten. Man hat höchstens die Qual der Wahl. Denn schließlich wären da noch die 65 Fachgebiete, aus denen man sich den Ehrengrad heraussuchen darf.
Es müsse »nur darauf geachtet werden, jegliche Verwechslung mit einem akademischen Doktortitel zu vermeiden – also immer h.c., Fachbereich und Herkunftsland angeben«, heißt es in dem Angebot. »Dann steht dem hohen Titel vor dem Namen nichts mehr im Wege, der mit diesem Coupon mit einem Rabatt von bis zu 80 Prozent mit Ernennungsurkunde verliehen wird und ohne Versandkosten plus ausführlicher Info nach Hause flattert.« Praktisch! Und wissen Sie was: Mit all den Zusätzen klingt der Titel ohnehin viel mondäner als ein dröger »Deutsch-Doktor«. Man muss ja nicht gleich so einen Blödsinn wie »Exorcism« oder »Angel Therapy« wählen. Es gibt auch seriöser klingende Titel im Programm, die sich kaum von der sonst üblichen Titel-Angeberei unterscheiden lassen. Wie wär’s zum Beispiel mit einem »Dr. h.c. of Counseling, MLDC Institute (USA)«? Wo Gutti die USA ja schließlich ohnehin zu seiner (vorübergehenden) Heimat erklärt hat?
Wie wär’s zum Beispiel mit einem Doktor der Ufologie? Oder einem Doktor der »Unsterblichkeit«? Aber halt: Es gibt noch einen Doktor, der für Guttenberg wie maßgeschneidert ist – nämlich den »Doctor of Apologetics«, also quasi den Doktor der Entschuldigungskünste. Das wär› doch was. Also husch, husch: Der »Deal« läuft nur noch kurze Zeit! Sonst gibt’s am Ende doch nur noch einen »Dr. group.«…
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Gerhard Wisnewski
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