In Polen gibt es ein nettes kleines Versteckspiel um die Leiche des am 10. April 2010 angeblich tödlich verunglückten Präsidenten Lech Kaczynski. In dem prächtigen Sarkophag in der Wawel-Kathedrale liege vielleicht gar nicht sein Bruder, unkte jetzt dessen Zwillingsbruder Jaroslaw Kaczynski bei einer Pressekonferenz. Und wenn ihm jemand dumm kommt, lässt er die Leiche exhumieren, und alles fliegt auf. Letzteres sagte er zwar nicht, stellte es aber mal so in den Raum …
Lech Kaczyński
Nicht identifizierte Opfer, vertauschte Leichname – so mancher Qualitätsjournalist schüttelte vor einem dreiviertel Jahr mal wieder den Kopf ob der hier auf Kopp Online geäußerten »Verschwörungstheorien«. Man musste sich sogar die Frage gefallen lassen, ob hier »alle irre geworden« seien. Schließlich war doch die Tupolew 154 des polnischen Präsidenten Lech Kaczynski ganz ordentlich am 10. April 2010 im russischen Smolensk abgestürzt, wobei alle 96 Insassen ums Leben kamen – großes Indianerehrenwort.
Wer’s glaubt, wird selig. Und in Polen wollen immer weniger Menschen auf diese Weise selig werden. Von Anfang an häuften sich in unserem Nachbarland die Zweifel an der Räubergeschichte von einem Präsidenten, der sich zusammen mit der halben Staats- und der gesamten Militärführung bei Smolensk in den Boden bohrte – wobei weder Mann noch Maus überlebten.
Und tatsächlich liegt nun möglicherweise die falsche Leiche in der Krakauer Wawel-Kathedrale: »Lech Aleksander Kaczynski« steht da zwar in goldenen Lettern auf dem Sarkophag. Und darunter »Maria Helena Mackiewicz-Kaczynska« – der Name der Präsidentengattin. Nur: Ist, wo Kaczynski draufsteht, auch Kaczynski drin?
Nur ein dreiviertel Jahr nach den hier auf Kopp Online geäußerten Zweifeln am offiziellen Ablauf des Flugzeugabsturzes des polnischen Präsidenten Lech Kaczynski sind diese nun auch in den »Qualitätsmedien« angekommen: Dessen Bruder Jaroslaw »Kaczynski zweifelt an Echheit der Leiche seines Bruders«, konnte man am 20. Dezember 2010 der Website der Süddeutschen Zeitung entnehmen. »Der Leichnam in dem von Russland nach Polen überführten Sarg habe nicht seinem Bruder geglichen«, zitierte die SZ Lech Kaczynskis Zwillingsbruder Jaroslaw. Anlass waren offenbar nicht etwa eigene Recherchen, sondern eine Pressekonferenz von Jaroslaw Kaczynski, dem konservativen Oppositionsführer in Polen. Zwar habe er seinen Bruder in Russland noch identifiziert, erklärte er da. Die Leiche, die dann schließlich in Polen angekommen sei, habe seinem Bruder allerdings »überhaupt nicht geähnelt«, wird Kaczynski bei der Deutschen Welle zitiert. Misstrauisch machten Jaroslaw auch Uniformteile eines Generals bei seinem angeblichen Bruder, der in Wirklichkeit nie einen Generalsrang bekleidet und »deshalb auch keine Schulterstreifen eines Generals getragen« habe.
Auch andere Familienangehörige der Opfer des Flugzeugabsturzes hätten Zweifel an der Identität der Leichen in den Särgen angemeldet, berichtete die Deutsche Welle. Also im Prinzip genau das, was hier bereits vor acht Monaten zu lesen war, nämlich dass es mit den Leichen der Absturzopfer erhebliche Probleme gibt.
Allerdings stellen sich hier drei Fragen:
Die Entscheidung darüber sei noch nicht gefallen, ließ Kaczynski nämlich verlauten. Seltsam – was gibt’s da noch zu überlegen? Eigentlich kann es doch bei solchen Zweifeln nur eine umgehende Exhumierung geben?
Es sei denn, Jaroslaws kleine Enthüllung ist nur eine Drohgebärde. Es klingt so, als sei der unbekannte Leichnam in der Wawel-Kathedrale Verhandlungsmasse in einem noch nicht durchschaubaren Spiel. So nach dem Motto: »Wenn Ihr nicht spurt, öffne ich den Sarg des Präsidenten. Beziehungsweise: die Büchse der Pandora.«
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Von Gerhard Wisnewski
Sie kennen doch bestimmt Google News, die Nachrichten-Suchmaschine von Google. Herrlich bequem: Sucht man die Hauptseite auf, kriegt man praktisch so eine Art Zeitungsfrontseite mit den wichtigsten News des Tages. Man kann aber auch einen Suchbegriff eingeben, und dann sucht die Maschine ausschließlich News zu diesem Begriff. Und kürzlich wurde es sogar noch bequemer: Wenn man die kleine Google tool bar in den Browser einbaut, kann man direkt einen Suchbegriff eingeben und wird ohne Umwege ins süße Schlaraffenland der Neuigkeiten geschickt. Das waren dann aber auch schon die guten Nachrichten.
Wenn Sie sich das Ganze nämlich genauer betrachten, werden Sie dadurch auch kaum schlauer: Denn Google News recycelt lediglich den Einheitsbrei aus tagesthemen, tagesschau und Ihrer Tageszeitung, den man sowieso schon ad nauseam genossen hat und der eigentlich keinen Menschen mehr interessiert – es sei denn als Ausgangspunkt für eine eigene Recherche. Nach dem Motto: OK, und jetzt will ich mal wissen, wie es wirklich war. Wenn Sie dazu freilich Google News benutzen, gehts Ihnen wie dem Hasen mit dem Igel, der da fröhlich schreit: «Ich bin schon da!» Denn da kriegen Sie eben wieder nur denselben Brei serviert.
Es ist daher hohe Zeit, daß Sie Google News links liegen lassen und sich mit einem wirklich spannenden und offenen Informationsdienst vertraut machen, und das ist Net News Global. Das ist noch ein echter Geheimtip. Das Funktionsprinzip ist ebenso einfach, wie genial: Die Hauptseite ist dreigeteilt.
1. Links sehen Sie die verschiedenen Ressorts, also Deutschland, USA, Terrorismus, Naher Osten etc.pp.
2. Rechts sehen Sie die Quellen, aus denen die Nachrichten stammen, und da sind Verschwörungstheoretiker-Fanzines wie Spiegel Online deutlich in der Minderheit. Net News Global speist sich nicht nur aus der Mainstream-Presse, sondern auch aus einem bunten Reigen von Infoportalen und webblogs, die die Lektüre niemals langweilig, sondern zu einem aufregenden Abenteuer werden lassen. Bevor nämlich die Mainstream-Presse anfing, zu lügen wie gedruckt, war die Welt einst spannend und aufregend, denn bekanntlich schreibt niemand bessere Geschichten als das Leben selbst. Und das Schöne ist, daß diese Vielfalt in Gestalt von Net News Global zurückkehrt und schön geordnet in die Ressorts auf der linken Seite der Seite wandert.
3. In der Mitte sehen Sie die eigentlichen Inhalte, also die Headlines und Kurzbeschreibungen der jeweiligen Artikel.
In der Auswahl von Net News Global sind selbst die Mainstream-Artikel weniger langweilig, denn alle Artikel wurden eben von irgendjemandem vorgeschlagen, der den jeweiligen Bericht schon mal spannend fand. Das heißt, daß es hier einen qualitativen Ausleseprozeß gibt und daß die Redaktion aus den Nutzern von Net News Global besteht. Das Vorschlagen von Artikeln ist ein extrem bequemer Prozeß, bei dem man in ein Formular die Internetadresse des Berichts, die eigene E-Mail-Adresse und auch ein paar Zeilen über den Inhalt eingibt oder aus der Quelle herüberkopiert. Schon erscheint das Ganze in der Welt von Net News Global. Und jetzt erklären Sie mir mal, wie man diese «Redaktion» gleichschalten will. Das geht jedenfalls solange nicht, solange die NNG-Mannschaft, die die Vorschläge prüft, keine Schere im Kopf entwickelt.
Machen wir doch mal einen News-Test und vergleichen wir Net News Global und Google News, in dem wir einen aktuellen Begriff in das jeweilige Suchfenster der beiden Dienste eingeben, wie zum Beispiel «Vogelgrippe». Was erfahren Sie da von den beiden verschiedenen Suchdiensten? Nehmen wir nur die ersten 10 Fundstellen.
Bei Google News erfahren wir: Die Vogelgrippe ist überall und: Die Pharmaindustrie wird uns retten. Gehen wir die Schlagzeilen durch: 11. Vogelgrippe-Fall in Brandenburg, Vogelgrippe in Afghanistan, Erster Vogelgrippe-Fall in Dänemark, Schweiz: Zahl der Vogelgrippe-Fälle auf 17 angestiegen, Erster Vogelgrippe-Fall in Birma bestätigt, Elfter Fall von Vogelgrippe in Brandenburg, Keine Vogelgrippe in Nutztierbestand, Qiagens Vogelgrippe/H5-Test erfolgreich evaluiert, dann noch Bilder, Tips und Informationen zum Thema Vogelgrippe und schließlich: Geflügelkonsum wegen Vogelgrippe rapide gesunken. Das wars.
Nun derselbe Test mit Net News Global: Da lauten die ersten zehn gefundenen Themen (jeweils mit Kurztext):
1. Geflügel darf geimpft werden: Seit heute darf Geflügel in Holland gegen Vogelgrippe geimpft werden. Für zusätzliche Sicherheit sorgt diese Verordnung jedoch nicht. Aha.
2. Anthrax, Pocken, Antiflu, Vogelgrippe: Vogelgrippe-Panik: Bush reißt Barrieren zum Schutz des Menschen vor Pharmaindustrie nieder. Interessant.
3. Jäger fordern Abschuß streunender Katzen zum Schutz vor Vogelgrippe: Um ein Übergreifen der Vogelgrippe auf Nutztierbestände zu verhindern, fordert der Vorsitzende des niedersächsischen Geflügelwirtschaftsverbands, Wilhelm Hoffrogge, den Abschuß streunender Katzen. Sauerei, sowas.
4. Statt Bundeswehr: Ein-Euro-Jobber kämpfen gegen die Vogelgrippe: Bei der Bekämpfung der Vogelgrippe in Mecklenburg-Vorpommern sollen vermehrt Ein-Euro-Jobber zum Einsatz kommen. Dito.
5. Tamiflu: Sollte sich also die Gefahr der Vogelgrippe präzisieren, werde ich wohl rechtzeitig meinen Wohnsitz nach NRW verlegen müssen, um zu den möglichen Überlebenden einer Pandemie gehören zu können. Launiger Kommentar.
6. Der Lohn der Angst: Rumsfeld verdient an Vogelgrippe: Wie der britische Independent am Sonntag berichtete, hat der US-Verteidigungsminister Donald Rumsfeld als direkte Folge der weltweiten Angst vor einer menschlichen Epidemie der Vogelgrippe H5N1 über 5 Millionen US-Dollar (4,2 Millionen Euro) durch Aktienverkäufe verdient. Sieh mal an: Rummy-Flu, also.
7. Staatskrisen wegen Vogelgrippe befürchtet: Der Internationale Währungsfonds (IWF) warnt für den Fall einer weltweiten Vogelgrippe-Epidemie vor erheblichen Konsequenzen für die Weltwirtschaft.
8. Seuchen-Institut: Tierschützer fordern unabhängige Untersuchung: Von Gerhard Wisnewski Nach dem Zentralverband europäischer Laufentenhalter (ZEL) engagiert sich nun ein weiterer Tierschutzverband in Sachen Friedrich Loeffler-Institut und Vogelgrippe. Schleichwerbung, ich gebs ja zu.
9. Die wahren Ursachen der Vogelgrippe: Die bisher in der westlichen Welt über die Medien wiederholt verbreiteten Ursachen für Vogelgrippe sind grob fahrlässig und irreführend, weil es nachweislich keine Viren sind. Ach nee, das hab‘ ich ja auch noch nie gehört…
10. Nichts liegt mir so fern wie Panikmache: Vorsicht, dieses Interview macht Angst! Unerhörte Zusammenhänge über die Vogelgrippe ? aufgedeckt von dem amerikanischen Globalisierungsexperten Mike Davis.
Es ist wohl nicht übertrieben festzustellen, daß Net News Global Google News und anderen Informationsdiensten wie Spiegel Online, faz-net und wie sie alle heißen, haushoch überlegen ist. Und dabei müssen Sie auf diese Dienste künftig nicht einmal verzichten, denn die kommen bei NNG ebenfalls vor. Jedenfalls, wenn sie was Spannendes zu bieten haben. Zwar bietet NNG natürlich viel weniger Fundstellen als Google News, aber dafür sind diese Fundstellen sehr viel vielfältiger – nennen wir es qualitative Vielfalt statt quantitative Einfalt. Das einzige Problem ist, dass auch Net News Global anfängt, Medien auszugrenzen. Aber das steht auf einem anderen Blatt…
Gerhard Wisnewski
c/o Kopp Verlag, Bertha-Benz-Str.
72108 Rottenburg a.N.