Während alle Welt rätselt, wer die Kachelmann-Geliebte wohl ist und wie sie wohl aussieht, glauben zahlreiche Blogs, sie längst enttarnt zu haben. Alle meinen ganz genau zu wissen, wie die Kachelmann-Geliebte, die sie Claudia D. nennen, wirklich aussieht.
Ein Mann darf ohne zwingenden Beweis von einer Frau beschuldigt und sein Ruf öffentlich vernichtet werden. Die Beschuldigung führt dazu, dass der Mann monatelang inhaftiert, seine Existenz gefährdet und sein gesamtes Intimleben von der Boulevardpresse durch den Dreck gezogen wird. Ferner führt die Beschuldigung dazu, dass sowohl der Name als auch das Gesicht des Mannes immer und immer wieder genannt bzw. abgelichtet werden. Die Frau aber darf sich im Dunkeln verstecken. Während der Angeklagte absolut vogelfrei ist, darf sie in der Deckung bleiben: Blonde Haare, eine Sonnenbrille und ein gepixeltes Gesicht sind alles, was der Medienkonsument von ihr kennt.
Nicht aber der Blog-Konsument. Mehrere Blogs machen sich einen Spaß daraus, das übliche gepixelte Foto der angeblichen Geliebten des der Vergewaltigung angeklagten Jörg Kachelmann einem mutmaßlichen nicht verfremdeten Foto der Frau gegenüberzustellen. Angeblich befand sich das nicht gepixelte Foto der Radiomoderatorin auf einer Autogrammkarte, die kürzlich bei ebay versteigert wurde. Und tatsächlich stimmt das Foto mit dem bekannten gepixelten Foto bis ins Detail überein: Man sieht denselben blonden Haarschopf und dieselbe hochgeschobene Sonnenbrille. Nur, ob das Gesicht darunter tatsächlich die Nebenklägerin im Fall Kachelmann zeigt, entzieht sich meiner Kenntnis: Man sieht ein hübsches, wenn auch konventionelles Gesicht mit hoch nachgezeichneten Augenbrauen, blaugrauen Augen und einer langen geraden Nase. Der gerade, breite Mund zeigt ein leichtes Lächeln. Darunter wurde, wie auf einer Autogrammkarte üblich, mit breitem Filzstift der Name geschrieben, in diesem Fall allerdings nur der Vorname: »Claudia«.
Offenbar handelt es sich um eine Autogrammkarte des Mannheimer Privatsenders sunshine live.
Auf einer inzwischen gelöschten Seite der sunshine-live-Crew sieht man tatsächlich eine Claudia, die der Claudia auf der Autogrammkarte ähnlich sieht: Haare, Mund, Augenbrauen – alles scheint zu stimmen. Unter dem Foto wird auf der Autogrammkarte angegeben, wie lange die Frau schon beim Sender ist, wie groß ihre Plattensammlung ist und dass sie pro Stunde »666 Worte on air« von sich geben kann, wobei die Zahlenkombination »666« auch als Symbol für den Teufel gebräuchlich ist. Ist das bloß ein Gag oder versteht sie sich wirklich als Satanistin?
Die erwähnten Blogs geben teilweise vor, »Claudias« Lebensgeschichte und Wohnort bis ins Detail recherchiert zu haben. Rita Eva Neesers Blog zum Beispiel (auf dem ich das Foto nicht gefunden habe) geht aber nicht in erster Linie damit hausieren, sondern beschäftigt sich en detail mit dem Prozess und liefert wohl die umfangreichsten Recherchen und Überlegungen zu dem Fall. Dort findet eine intensive Auseinandersetzung mit dem Verfahren statt.
Abgemahnt wurden die Blogs wegen der Veröffentlichung des Fotos übrigens bisher offenbar nicht – jedenfalls nicht erfolgreich. Daher weiß ich auch nicht, worauf die totale Zurückhaltung der Mainstreammedien eigentlich beruht und warum sie die Identität und/oder das Aussehen des angeblichen Vergewaltigungsopfers nicht preisgeben. Gibt es dafür wirklich handfeste juristische Gründe? Wurde die Frau mit ihrer Klage gegen den prominenten Kachelmann nicht selbst zu einer Person der Zeitgeschichte und kann demnach nicht denselben Persönlichkeitsrechtsschutz für sich beanspruchen wie jeder Normalbürger? Oder hebt sie sich ihr Gesicht für das Cover eines gut bezahlten Buches auf?
Wenn ja, dann wünsche ich von hier aus viel Erfolg.
Copyright © 2010 Das Copyright für die Artikel von Gerhard Wisnewski liegt beim Autor.
Richter gegen geheimdienstliche Überwachung des
«Grundrechte-Report»-Mitherausgebers Dr. Rolf Gössner
Die Bundesmitgliederversammlung der «Neuen Richtervereinigung (NRV)» protestiert gegen die fortwährende geheimdienstliche Überwachung des Präsidenten der «Internationalen Liga für Menschenrechte», Rechtsanwalt Dr. Rolf Gössner. Beide Organisationen verbindet u. a. die Herausgeberschaft des jährlich erscheinenden «Grundrechte-Reports – Zur Lage der Bürger- und Menschenrechte in Deutschland».
Die NRV kritisiert, dass mit der «Internationalen Liga für
Menschenrechte» eine international anerkannte Menschenrechtsvereinigung in das Visier des Verfassungsschutzes geraten ist. Folgte man der Begründung des Bundesamtes für Verfassungsschutz, eröffnete dies eine uferlose Überwachungspraxis: Schließlich wird die Überwachung mit dem bloßen Kontakt zu Organisiationen wie der «Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes (VVN)» oder der «Roten Hilfe e. V.» begründet, obwohl dieser Kontakt gerade auf den beruflichen und ehrenamtlichen Tätigkeiten des Rechtsanwalts, Publizisten und Präsidenten einer Nichtregierungsorganisation beruht.
Wilfried Hamm, Sprecher der NRV: «Die NRV fordert mit Nachdruck die
Respektierung des Schutzes des Berufsgeheimnisses und eine
ausforschungsfreie Sphäre der Menschenrechtsarbeit von
Nichtregierungsorganisationen.»
NEUE RICHTERVEREINIGUNG
Greifswalder Str. 4, 10405 Berlin,
Tel. 030 / 420 223 – 49, Fax: 030 / 420 223 – 50
Email: sekretariat@nrv-net.de
Internet: www.nrv-net.de
Gerhard Wisnewski
c/o Kopp Verlag, Bertha-Benz-Str.
72108 Rottenburg a.N.