Die verschiedenen G-Gipfel gelten als höchste Form demokratischer Gesprächskultur. Ob G 8 oder G 20, hier treffen sich globale Führer, um trotz verschiedenster Interessen gesittet zu diskutieren. Doch einmal mehr hat sich dies nur als Fassade herausgestellt. Journalisten berichten vom letzten G 20-Gipfel in Toronto vom 26. bis 27. Juni 2010 von massiver Polizeigewalt.
Toronto/ Von Derek Tsang
Der Frau sieht man ihren Schock noch an. Mit schreck geweiteten Augen sagt die New Yorker Journalistin Amy Miller in die Kamera:
»Ich wurde am Genick gepackt und hinuntergedrückt und anschließend für fast 13 Stunden in einer Zelle mit 25 anderen jungen Frauen festgehalten. Während dieser Zeit wurden mir abstoßende Dinge gesagt. Mir wurde gesagt, ich würde von mehreren Männern vergewaltigt werden. Sie würden dafür sorgen, dass ich nie wieder als Journalistin würde arbeiten wollen, in dem sie mich mehrfach vergewaltigen würden. Ich sah zahlreiche Frauen, die Leibesvisitationen unterzogen wurden.«
Dabei hätten sich die Frauen komplett ausziehen müssen und seien von männlichen Beamten untersucht worden. »Eine junge Frau war total traumatisiert; sie erzählte, man habe ihr einen Finger in die Scheide eingeführt. Ich finde das total inakzeptabel…«
Die New Yorker Journalistin Amy Miller über ihre Erlebnisse während es G 20-Gipfels in Toronto
Das ist wohl leicht untertrieben. In Wirklichkeit sind es Symptome eines globalen Polizeistaates. Tatsächlich fühlt man sich, wenn man die vielen Videos vom G 20-Gipfel in Toronto betrachtet, an einen düsteren utopischen Film über eine ferne Zukunft erinnert, in der eine anonyme Polizei in martialischen Ausrüstungen Bürger mißhandelt. Das folgende Video zeigt, wie Bürger wie Vieh zusammengetrieben werden. Dann öffnet sich der Polizeikordon hin und wieder, polizeiliche Greifkommandos stürmen herein, nehmen Menschen in den Schwitzkasten und schleppen sie hinaus. Danach schließt sich die Polizeikette wieder. Das wahre Gesicht der Globalisierung.
Wie Vieh behandelt: Friedliche Demonstranten beim G 20-Gipfel in Toronto
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Von Gerhard Wisnewski
Erstaunlich eigentlich, diese Enthüllungswut. Erst rauscht eine Flut von Folterbildern aus Abu Ghuraib über den Globus, die in ihrer ganzen Gestelltheit eher an ein Domina-Studio erinnern. Und jetzt werden schon wieder Bilder von nackten, gefolterten Muslimen veröffentlicht. Was soll das? Gibt es wirklich soviele undichte Stellen im US-Militär wie veröffentlichungswillige Medien, die die Bilder bereitwillig um die Welt blasen? Oder steckt etwas anderes dahinter?
Der Verdacht, hier könnte es sich um eine Psychooperation handeln, ist nicht von der Hand zu weisen, zumal ja sehr schnell herauskam, wer beispielsweise der Auftraggeber der Abu Ghuraib-Bilder war: ein Geheimdienst. Warum gibt ein US-Geheimdienst soetwas in Auftrag?
Es gibt im Grunde zwei Möglichkeiten.
Erstens:
Das muslimische Internetportal Muslim-Markt meint, es ginge darum, die Welt auf das Undenkbare vorzubereiten. Muslime würden schon mal in entwürdigenden Positionen als Folteropfer gezeigt, um die Menschheit darauf einzustellen, daß demnächst noch etwas ganz anderes mit Muslimen geschieht: «Ein Kulturkampf, um die Welt auf das Unvorstellbare vorzubereiten», meint Muslim-Markt: «Die absolute Mehrheit der westlichen Welt schweigt! Man hat sie Stück für Stück daran gewöhnt, dass es ’normal‘ ist, Muslime abzuschlachten! Eine Handvoll westlicher Geiseln ? die am Leben sind ? erregen mehr Aufsehen, als Dutzende von ermordeten Irakern tagtäglich, darunter auch Schulkinder oder ermordete Palästinenser! Stück für Stück wurde die westliche Welt abgestumpft und fast alle Menschlichkeit wurde von ihr genommen! Und jede weitere ‚Enthüllung‘ dient nicht etwa der Wahrheitsfindung ? wie es manche vermuten ? sondern der weiteren Verrohung der Gesellschaft.»
Die zweite Möglichkeit:
Die muslimische Welt soll durch die dauernde entwürdigende Behandlung von Glaubensbrüdern aufgestachelt werden. Tatsächlich spricht auch viel für diese Variante. Insbesondere die sexuell demütigenden Szenen auf den Abu Ghuraib-Fotos erwecken den Eindruck, als seien die entwürdigenden Gesten der US-Soldaten gar nicht an den Gefolterten im Bild adressiert, sondern an den Betrachter der Fotos – also an uns und insbesondere die muslimische Welt. Eigentlich sagen die Fotos: «Seht her, was wir mit Leuten wie Euch anstellen!» Solche Bilder sind geeignet, Öl ins Feuer zu gießen und den künstlichen «Kampf der Kulturen» anzuheizen.
Zu befürchten ist, daß beides erreicht werden soll: Eine weitere Zuspitzung des künstlichen Kulturkampfes und gleichzeitig eine Abstumpfung gegenüber Greueltaten. Auf jeden Fall geht aus der verschärften und sich zuspitzenden Propaganda eindeutig hervor, daß etwas Größeres geplant ist. Die meisten dieser Vorfälle – egal, ob Folterbilder oder Karikaturenstreit – folgen einer sorgfältig abgestimmten Agenda. Es ist damit zu rechnen, daß sich dieses Spielchen zu immer neuen Höhepunkten steigern wird, um dann in massive physische Gewalt umzuschlagen.
In dieser Lage sollte man einen klaren Kopf bewahren, sich von der künstlichen Hysterie distanzieren und sich nicht als nützlicher Idiot in den künstlichen «Kampf der Kulturen» einspannen lassen. Desweiteren sollte man persönliche Vorsorgemaßnahmen für den Krisen-, Kriegs- und Anschlagsfall treffen.
Gerhard Wisnewski
c/o Kopp Verlag, Bertha-Benz-Str.
72108 Rottenburg a.N.