Kaum stirbt in den USA jemand bei einer nationalen Katastrophe, wird er in den Medien normalerweise als Held gefeiert. Sein Bild geht tagelang durch jede Nachrichtensendung und schließlich um die Welt. Und kaum überlebt jemand eine nationale Katastrophe, wird er von den Medien herumgereicht und darf seine Geschichte erzählen bis die Kameras schmelzen. Nur von den Toten und Überlebenden des 20. April 2010, als die Bohrinsel »Deepwater Horizon« explodierte, hört man erstaunlich wenig…
Deepwater Horizon Löschaktion
Warum redet die Welt nicht über die »Helden des 20. April«? Schließlich wird der 20. April 2010, als den Ölunternehmen BP, Transocean und Halliburton unter den Händen eine Bohrinsel explodierte, genauso in Erinnerung bleiben wie der 11. September 2001, als dem Pächter Larry Silverstein unter den Händen das World Trade Center explodierte. Doch die Lebenden und Toten des 20. April scheinen personae non gratae zu sein. Im Vergleich zu anderen »Helden« werden sie erstaunlich tief gehängt. Ja, gemessen an der sonst üblichen Berichterstattung bei ähnlichen Anlässen werden sie regelrecht versteckt.

Gibt es die Toten überhaupt? Handelt es sich um Gespenster? Ist alles nur ein nettes Zahlenspiel? Auf den ersten Blick könnte man das glauben: »11 Männer starben und 17 wurden schwer verletzt. Neun von den Getöteten arbeiteten für Transocean«, meldete die Website des Daily Mail am 18. Juni 2010. Neun von elf – 9/11. Alles klar? Nichts ist klar. Außer vielleicht, dass der 20. April 2010 als ein neues apokalyptisches Ereignis vom Kaliber eines 9/11 in die Geschichte eingehen wird. Oder besser gesagt: als Variante des 11.9. Denn es gibt ja auch wichtige Unterschiede: Noch wird die Katastrophe ja als Unfall angesehen – und nicht als Akt des (hausgemachten) Terrorismus.
Bei den Toten des 20. April handelt es sich um mehr als bloße Zahlenspiele. Die Namen der Opfer findet man allerdings nicht, wie sonst, auf den Titelseiten der globalen Nachrichtenmedien, um Tränendrüsen und Portemonnaies zu öffnen, sondern erst nach hartnäckigerem Googeln.
Laut World Socialist Website und anderer Quellen handelt es sich um
Adam Weise, 24, aus Yorktown, Texas
Aaron Dale Burkeen, 37, aus Philadelphia, Mississippi, verheiratet und Vater von zwei Kindern
Jason Anderson, 35, aus Bay City, Texas, ebenfalls Vater von zwei Kindern
Donald Clark, 49, aus Newellton, Louisiana
Roy Wyatt Kemp, 27, aus Jonesville, Louisiana
Stephen Curtis, 39, aus Georgetown, Louisiana
Gordon L. Jones, 28, aus Louisiana
Keith Blair Manuel, 56, aus Gonzales, Louisiana
Dewey A. Revette, 48, aus State Line, Mississippi
Shane M. Roshto, 22, aus Franklin County, Mississippi
Karl D. Kleppinger, 38, aus Natchez, Mississippi

Beerdigungszeremonien für die einzelnen Opfer hat es bereits gegeben – allerdings mit leeren Särgen: Das Interessante ist, dass trotz angeblich intensivster Suche der US-Küstenwache kein einziger dieser Männer geborgen werden konnte. Anscheinend auch kein Körperteil. Normalerweise gilt eine solche Person nicht als tot, sondern als verschollen. Nur wenn das Verschwinden im Zusammenhang mit einer großen Gefahr geschah (z.B. Flugzeugabsturz), kann eine solche Person schnell für tot erklärt werden. Da natürlich auch hier davon ausgegangen werden konnte, dass das Verschwinden in Zusammenhang mit der Deepwater Horizon-Explosion steht, wurden offenbar schon nach kurzer Zeit Sterbeurkunden ausgestellt. Ansonsten beträgt die Wartezeit sieben Jahre.
Das Sterben dieser Männer wird als amerikanische Angelegenheit behandelt. Global lässt sich anscheinend kein politischer und/oder finanzieller Profit daraus schlagen. Am 25. Mai 2010, 35 Tage nach der Katastrophe, richtete Transocean, der Eigner und Betreiber der Bohrplattform, eine Gedenkveranstaltung für die Opfer in Jackson, Mississippi aus. Etwa 1000 Trauernde lauschten dabei den Worten des Transocean-Chefs Steven Newman. Eine Schiffsglocke läutete elf Mal, die Opfer-Familien erhielten zum Gedenken je einen bronzenen Arbeitshelm ausgehändigt. 52 Tage dauerte es, fast zwei Monate, bis sich Präsident Barack Obama mit den Familien der elf Todesopfer traf.
Den Vogel schoss allerdings BP-Boss Tony Hayward ab. Er wolle sein »Leben zurück« beklagte er sich über den Stress nach der Katastrophe. Wofür er eine verheerende Quittung vom Bruder des Katastrophen-Opfers Gordon L. Jones bekam: »Mr. Hayward, ich möchte das Leben meines Bruders zurück«. Daraufhin ging Hayward erst einmal segeln und nahm an einer Regatta teil – auf seiner Luxusyacht Bob.
Copyright © 2010 Das Copyright für die Artikel von Gerhard Wisnewski liegt beim Autor.
Von Gerhard Wisnewski
Es war eine dringend notwendige Entscheidung, um drohenden Schaden von den Bundesbürgern abzuwenden. Etwas, was der frühere Bundesinnenminister Otto Schily eigentlich in seinem Amtseid versprochen haben müßte. Statt dessen strickte er eilfertig und mit heißer Nadel ein «Luftsicherheitsgesetz», das Hunderte von Menschen hätte in Gefahr bringen und die Menschenwürde bedrohen können. Und das an handwerklichen Mängeln kaum noch zu überbieten ist. Heute drehte das Bundesverfassungsgericht das Machwerk durch den juristischen Reißwolf.
In ihrer Urteilsbegründung (laut Pressemitteilung) erteilten die Verfassungsichter Schily Nachhilfe in Sachen Menschenwürde:
«Unter der Geltung des Art. 1 Abs. 1 GG (Menschenwürdegarantie) ist es
schlechterdings unvorstellbar, auf der Grundlage einer gesetzlichen
Ermächtigung unschuldige Menschen, die sich in einer derart hilflosen
Lage befinden, vorsätzlich zu töten. Die Annahme, dass derjenige, der
als Besatzungsmitglied oder Passagier ein Luftfahrzeug besteigt,
mutmaßlich in dessen Abschuss und damit in die eigene Tötung einwilligt,
falls dieses in einen Luftzwischenfall verwickelt wird, ist eine
lebensfremde Fiktion. Auch die Einschätzung, dass die Betroffenen
ohnehin dem Tod geweiht seien, vermag der Tötung unschuldiger Menschen
in der geschilderten Situation nicht den Charakter eines Verstoßes gegen
den Würdeanspruch dieser Menschen zu nehmen. Menschliches Leben und
menschliche Würde genießen ohne Rücksicht auf die Dauer der physischen
Existenz des einzelnen Menschen gleichen verfassungsrechtlichen Schutz.
Die teilweise vertretene Auffassung, dass die an Bord festgehaltenen
Personen Teil einer Waffe geworden seien und sich als solcher behandeln
lassen müssten, bringt geradezu unverhohlen zum Ausdruck, dass die Opfer
eines solchen Vorgangs nicht mehr als Menschen wahrgenommen werden.»
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Lesen Sie in der Abteilung Dokumentation die Pressemitteilung des BVG:
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Gerhard Wisnewski
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