Während die Klimaschwindel-Industrie für den Herbst 2010 schon wieder die nächste Konferenz (in Cancún, Mexiko), plant, gerät eine weitere ihrer Repräsentationsfiguren immer mehr ins Zwielicht: Die deutsche »Klimaexpertin« Claudia Kemfert vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW), angeblich Beraterin von Angela Merkel und EU-Kommissionspräsident Barroso. Als Medien kürzlich berichteten, dass sie für einen Artikel bei »Wikipedia« abgeschrieben habe, bekam ihr Image Risse. Wer weiter nachbohrt, stellt fest: Die Qualifikation der obersten Klima-Priesterin erscheint keineswegs so tadellos, wie sie es gerne darstellt. Unter anderem hat die Professorin nicht einmal habilitiert …
Die renommierte Klimaforscherin Claudia Kemfert (41) vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) ist die Vorzeigefrau der Klimaforschung, jettet von einer Konferenz zur anderen, berät angeblich den EU-Kommissionspräsidenten Barroso und Bundeskanzlerin Merkel und tingelt ohne Unterlass durch die Medien.
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Prof. Claudia Kemfert von den Scientists for Future spricht beim 10. globalen Klimastreik von Friday for Future, Brandenburger Tor, Berlin, 25.03.22 Foto: Stefan Müller
In ihrer Vita wirft sie mit klangvollen Namen um sich: Stanford, Mailand, Moskau, Petersburg, Siena – Kemferts Einsatzgebiete erstrecken sich über den ganzen Globus, als sei sie eine Art James Bond der Klimaforschung. Kaum eine »Advisory Group« und ein »Panel«, das Kemfert nicht mit ihrer Mitgliedschaft beglückte, ja, die Frau scheint einfach jeden zu beraten, der bei Drei nicht schnell genug auf den Bäumen ist. Kemfert gehört gar zum »Dream Team« der deutschen Wissenschaft, elf von der Zeitschrift Bild der Wissenschaft und dem »Stifterverband der Deutschen Wissenschaft« ausgewählten Jungwissenschaftlern, »die sich auf ihrem Forschungsgebiet bereits in jungen Jahren einen Namen gemacht haben«. Und natürlich berät Kemfert auch das International Panel on Climate Change (IPCC), das zuletzt freilich durch jede Menge Manipulationen und Ungereimtheiten aufgefallen war.
Mittlerweile stellt sich sogar die Frage, ob es sich bei Kemferts Disziplin, der Klimaforschung, nicht überhaupt um eine Mischung aus Irrtum, Manipulation und Lüge handelt. Seit im November 2009 mehr als 1.000 verfängliche E-Mails von Klimaforschern an die Öffentlichkeit kamen, in denen sie sich über Tricksereien und Manipulationen austauschten, jagt ein Skandal den anderen. Unter anderem hatte der Weltklimabericht die in den Niederlanden unter dem Meeresspiegel liegende Fläche falsch angegeben; die Prognose, bis 2035 würden die Himalaya-Gletscher abschmelzen, erwies sich als kompletter Unsinn. Die Klimaforscher redeten sich auf einen Zahlendreher heraus – man habe eigentlich das Jahr 2350 gemeint.
Auch Kemferts Reputation bekam erste Risse, als sich kürzlich herausstellte, dass in einem Artikel von ihr wörtliche Passagen aus Wikipedia auftauchten – allerdings ohne Nennung der Quelle. Soetwas nennt man gemeinhin »Plagiat«. Nicht doch, schallte es aus Kemferts Richtung zurück, den Klau habe gar nicht sie begangen, vielmehr habe ihr die Passagen ein Mitarbeiter untergejubelt. Wie der allerdings heißt und wo er jetzt ist, wollte die smarte Dame nicht mitteilen. Der Große Unbekannte also.
Ein Ausreißer? Ein einmaliger Schnitzer? Wer sich mit Kemferts Hintergrund näher befasst, erlebt jedoch eine Überraschung nach der anderen: Die hochgelobte Klima-Kämpferin scheint in der deutschen Fachwelt in Wirklichkeit keinen guten Ruf zu genießen. Rechenfehler, falsche Zahlen – all diese Zutaten der offiziellen Klimaforschung findet man auch bei Claudia Kemfert.
Insbesondere das Verrechnen scheint bei den Klimaforschern in der Familie zu liegen. Laut Zeit-Website vom 8. Mai 2009 hat sich auch die deutsche Klima-Päpstin Claudia Kemfert schon »böse verrechnet«, nämlich »beim Versuch, die Ökonomie des Klimawandels allgemeinverständlich zu erklären«, und zwar in ihrem Buch Innovation statt Depression – Die andere Klima-Zukunft.
Zitat: »Sobald sie zu ihrem Kernthema kommt, überrascht Kemfert mit erstaunlich schludriger Arbeit. Das beginnt schon mit den Zahlen und Fakten.« Dem Bericht zufolge tut sich Kemfert mit größeren Zahlen schwer: »Da werden Milliarden mit Millionen verwechselt und Billionen mit Milliarden.« Was an die Vizepräsidentin des Europa-Parlaments, Silvana Koch-Mehrin, erinnert, die die Zunahme der deutschen Staatsverschuldung innerhalb von 75 Minuten kürzlich auf 6.000 Euro schätzte (in Wirklichkeit sind es etwa 21 Millionen). Diese Dame hat ihren Doktortitel übrigens mit einer Arbeit über Währungen gemacht. In Kemferts Buch werde der Handel mit CO2-Emissionsrechten an der Amsterdamer European Climate Exchange »mit absurden ›bis zu 34 Milliarden Tonnen pro Tag‹ angegeben«. Kleiner Schönheitsfehler: »Das wäre mehr als der weltweite CO2-Ausstoß pro Jahr. Ein kurzer Blick auf die Börsen-Website zeigt, dass 2008 höchstens 15 Millionen Tonnen und im Durchschnitt unter sieben Millionen Tonnen Emissionsrechte am Tag gehandelt wurden.«
Und so ging es laut Zeit in dem Buch immer weiter: »Dass Katar 770.000 Einwohner haben soll, steht zwar in der Google-Trefferliste auf Platz eins – und so auch in Kemferts Buch. Nur stimmt es leider ebenso wenig wie ihre Behauptung, damit habe das Emirat am Golf genau so viele Bewohner wie das Land Bremen.« Anders als laut Zeit von Kemfert behauptet, gehörte China auch keineswegs »zusammen mit den USA zu den Staaten, die das Kyoto-Protokoll nicht ratifiziert haben« China tat das laut Zeit schon 2002.
Peinlich, peinlich. Fazit der Zeit:
»Gründliche Recherche bietet das eilig verfasste Buch nicht.«
Tatsächlich könnte die Omnipräsenz der smarten Klimaexpertin in einem gewissen Gegensatz zu ihrer wissenschaftlichen Qualifikation stehen. »Auf ihrer persönlichen Homepage etwa stilisiert sie sich auf Fotos als eine Mischung aus durchsetzungsstarker Unternehmensberaterin und rotblonder ökologischer Weltretterin«, schrieb das faz.net am 29. November 2008. »Kritik erntet sie dafür, dass sie aus wissenschaftlichen Modellen sehr präzise Prognosen über künftige Preise und Kosten ableitet, ohne die einschränkenden Randbedingungen zu benennen.«
»Nicht immer führe sie eine stringente Argumentation«, zitierte die FAZ-Website andere Experten: »Ich bin überrascht über die Vielfalt an Meinungen, die sie vertritt«, habe ein Branchenfachmann gesagt, der nicht erkennen könne, warum sie mal für die Regulierung von Energiemärkten eintrete, dann wieder dagegen: »Ihre mediale Präsenz steht in keinem Verhältnis zu ihren wissenschaftlichen Leistungen«, zitiert die Website einen anderen Fachmann, der hinzufügte, »dass sie sich international einer besseren Reputation erfreue als in Deutschland.« – »Dazu komme ein ausgeprägtes Talent für Selbstinszenierung.«
Als Kemfert im Frühjahr 2008 »erstaunlich konkrete Zahlen« (Deutschlandradio) zu den regionalen Kosten des Klimawandels präsentierte, schüttelten Experten den Kopf. Laut einem Bericht von Deutschlandradio prognostizierte Kemfert für Deutschland in den nächsten 50 Jahren volkswirtschaftliche Belastungen von 800 Milliarden Euro durch den Klimawandel: »Am stärksten treffe es Baden-Württemberg mit fast 130 Milliarden Euro Kosten und Bayern mit gut 110 Milliarden Euro. Die Forscherin gab auch an, welche Länder prozentual, gemessen an ihrer Wirtschaftskraft, am stärksten zu leiden haben würden: Nun fanden sich die wohlhabenden Bayern und Baden-Württemberger auf den hinteren Plätzen. Ganz vorne in Sachen ökonomischer Belastung lagen jetzt Sachsen-Anhalt und Rheinland-Pfalz.« (drradio.de, 07.12.2009)
Donnerwetter: wieder mal ein Kemfertscher Blitzsieg. Oder war es etwa eher ein Blitzkrieg – gegen die Wirklichkeit? »Die Fachwelt war empört«, hieß es nämlich beim Deutschlandradio: »Die Frage ist, da Frau Kemfert sich selbst als Wissenschaftlerin bezeichnet, welche wissenschaftlichen Methoden sie angewandt hat«, sagte Benno Hein, Leiter des Fachgebietes Klimaschutz im Umweltbundesamt, in dem Sender. »Nach meiner Auffassung sind etliche ihrer Grundannahmen, ihrer Methoden nicht nachvollziehbar, auch in Publikationen nicht nachvollziehbar, und das ist für mich erst mal mit einem großen Fragezeichen versehen.«
Schlimmer geht’s eigentlich kaum noch. Doch wer nun eine knackige Replik Kemferts erwartet hatte, sah sich getäuscht: »Gegenüber Deutschlandradio Kultur wollte Claudia Kemfert sich nicht äußern.« So bleibe weiterhin »unklar«, wie die Forscherin beispielsweise errechnet hat, »dass gerade die Landwirtschaft unter dem Klimawandel besonders stark leide«. Möglicherweise leide die Landwirtschaft unter dem Klimawandel nämlich gar nicht, wie »neueste Forschungsergebnisse von der Universität Hohenheim« besagten. Die Wissenschaftler hätten berechnet, »was mit den Einkommen der Bauern passiert, wenn sich Temperaturen und Niederschläge so ändern, wie von den gängigen regionalen Klimamodellen prognostiziert«, zitierte Deutschlandradio den Agrar- und Umweltökonomen Christian Lippert:
»Wenn man das für Deutschland macht, dann ergibt sich aus dieser Berechnung ein leichter Vorteil für die Landwirtschaft, ein Anstieg der Einkommen um fünf Prozent auf zwanzig Jahre bei einem moderaten Anstieg der Temperaturen um 1,5 Grad Celsius …«
Kein Wunder: Denn wenn es wärmer wird, sollten die Erträge eigentlich steigen, wie sich bereits der blutigste Laie vorstellen kann. Anscheinend aber nicht Claudia Kemfert.
Derartige wissenschaftliche Rohrkrepierer veranlassten mich denn doch, mich einmal näher mit dem Lebenslauf der smarten Forscherin zu beschäftigen. Und siehe da: Zwar findet man im Katalog der Uni Oldenburg noch die Doktorarbeit der Professorin aus dem Jahr 1998. Eine Habiliationsschrift, früher eine wichtige Voraussetzung für den Professorentitel, sucht man man unter ihrem Namen allerdings vergeblich.
Claudia Kemfert: Professorin ohne Habilitation
Da fragt sich: Wie kam die Rechenkünstlerin Kemfert überhaupt zu ihrem »Professor«? Nun, das hat etwas mit dem Abriss des bundesdeutschen Bildungssystems und dem allgemeinen Niedergang von Schule, Forschung und Lehre zu tun. Seit einigen Jahren kann der Professorentitel »besonders begabten Doktoren« quasi nachgeschmissen werden – ohne Habilitation. In mehreren Bundesländern dürfen sich ausgewählte Doktoren auch ohne Habilitation »Professor« nennen. Wo Professor draufsteht, ist also keineswegs immer der gewohnte Professor (mit Habilitation) drin. Etwa 900 »Juniorprofessoren« schmücken sich hierzulande mit dem Professorentitel, oft ohne Hinweis, dass ihre Qualifikation mit der eines herkömmlichen Professors nicht vergleichbar ist. Aus meiner Sicht glatter akademischer Etikettenschwindel.
Und wer war die erste habilitationsfreie Juniorprofessorin Deutschlands, die auf eine Professur berufen wurde? Natürlich Claudia Kemfert. »Als ich 2000 das Angebot für eine Juniorprofessur bekam, habe ich sofort Ja gesagt«, wurde sie im Handelsblatt vom 20. Juli 2004 zitiert. »Mit dem neuen Titel öffneten sich für sie die Türen der internationalen Wissenschaftlergemeinde und auch zu vielen Zimmern ihrer Kollegen.« Für die altehrwürdige Habilitation hat sie nur einen Tritt übrig: »Zwar gibt es da immer noch Vertreter der traditionellen Schule, für die eine Habilitation unverzichtbar ist … Dieses Buch kostet einen Jahre und in internationalen Kreisen liest es – gerade wenn es auf Deutsch ist – niemand.« – »Ohne Habil-Schrift sei es einfacher, sich früher auf das weltweite Wissenschaftler-Parkett zu begeben, zu publizieren, Vorträge zu halten«, so Kemfert laut Handelsblatt. Schließlich hänge es auch »vom eigenen Selbstbewusstsein ab, wie man sich durchsetzt«.
Selbstbewußtsein statt Habilitation – ob das wohl eine ausreichende Qualifikation ist, um Studenten zu unterrichten und das ganz große Klimarad zu drehen? Eher nicht.
P.S.: Kaum war die anspruchsvolle Habilitation mit dem »Juniorprofessor« aus dem Weg geräumt, stieg die Frauenquote übrigens sprunghaft an – von etwa 13 Prozent bei den »ordentlichen Professoren« auf rund 30 Prozent bei den Juniorprofessoren.
P.S. 2: Nach meinem Artikel «Klimaexpertin schrieb bei Wikipedia ab» verklagte Kemfert den Kopp Verlag und mich – und verlor mit Pauken und Trompeten.
Copyright © 2010 Das Copyright für die Artikel von Gerhard Wisnewski liegt beim Autor.

Von Gerhard Wisnewski
«Es ist ganz klar, daß hier allmählich zurückgerudert wird: Vorwürfe halbiert, Haftstrafe halbiert», sagte ich am 20. August 2005 über das zweite Hamburger Urteil für den angeblichen 9/11-Helfer Mounir al-Motassadeq in einem Interview mit der Jungen Welt. In einem ersten Prozeß war Motassadeq noch zu 15 Jahren Haft verurteilt worden, in dem zweiten nur noch zu sieben Jahren wegen angeblicher Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung: «Für mich ist das keine Verurteilung», sagte ich über das neuerliche Urteil, «sondern ein halber Freispruch, der ganze wird bald folgen…»
Und siehe da: Während alle Welt den künstlichen Kampf der Kulturen probt, droht ein wichtiges Phantom im Zusammenhang mit dem 11.9.2001 endgültig in sich zusammenzubrechen: Die Fiktion, eine Gruppe von arabischen Terroristen habe aus Hamburg heraus operiert und das World Trade Center angegriffen. Mit heutigem Datum wurde der Haftbefehl gegen das angebliche Gruppenmitglied Motassadeq gemäß einem Beschluß des Bundesverfassungsgerichts nämlich schon mal außer Vollzug gesetzt, Motassadeq soll noch am heutigen Abend freikommen.
Damit läuft zwar noch ein Revisionsverfahren gegen Motassadeq. Das Bundesverfassungsgericht hätte ihn aber wohl kaum auf freien Fuß gesetzt, wenn es von einer Verurteilung wegen schwerer Straftaten ausgehen würde…
http://www.spiegel.de/panorama/0,1518,399587,00.html
Gerhard Wisnewski
c/o Kopp Verlag, Bertha-Benz-Str.
72108 Rottenburg a.N.