Haben Sie schon einmal gleichzeitig in Sturm und Nebel gestanden? Sie meinen, das geht nicht, weil der Sturm den Nebel wegwehen würde? O doch, das geht schon: Und zwar in einem Gebiet besonderer Wetterphänomene namens Smolensk. Erst war es der dichte Nebel, der die Landung der »Tupolew 154« am 10. April 2010 in Smolensk behindert haben soll. Neuerdings soll aber heftiger Seitenwind die Maschine aus der Anflugschneise geweht haben. Das Problem: Beides zusammen geht schlecht.
Kennen Sie den: »Bild sprach zuerst mit der Leiche«? Sicher. Aber auch den: »Bild verkauft Ihnen zuerst die offizielle Version«? Offizielle Versionen laufen hier jeden Tag millionenfach vom Band: Merkel ist die stärkste Frau der Welt, Obama will Frieden, China ist böse, die Schweinegrippe-Impfung ist gut, Alfred Herrhausen wurde von der RAF ermordet, und Jörg Haider ist besoffen in den Tod gerast. Achja – und natürlich: Die Erde ist eine Scheibe.
Sicherlich. Offizielle Versionen gibt es im Ramschladen der Bild-Zeitung immer billigst. Bild klärt zuerst jeden Fall aufgrund von vagen und widersprüchlichen Ermittleraussagen und sich widersprechender Fakten. Egal – schon bald gibt es im Bauchladen der Bild-Zeitung nicht nur eine garantiert ideologisch TÜV-geprüfte Version, sondern auch – was das Beste ist – ein finales Urteil gleich dazu.

Dass es oft einen Toten trifft, ist allerdings nicht nur die Schuld der Bild-Zeitung, sondern einen Toten zu verurteilen, ist für alle nun mal das Bequemste. Zuerst hat man es mit dem Präsidenten Lech Kaczynski versucht. Er sollte den Piloten zur Landung genötigt haben. Aber Kaczynski ist auch post mortem einfach noch eine zu große Nummer. Und außerdem wäre das ein unfreundlicher Akt gegenüber Polen. Dann schon lieber einen Domestiken, also den Piloten selber. Der hatte schließlich 1,8 Promille im Blut, ist viel zu schnell geflogen, und außerdem war er schwul.
Das ist natürlich nur ein makabrer Scherz. »Es war ein Pilotenfehler«, verkündete die Bild-Website aber wirklich in dicken Schlagzeilen am 13. April 2010, daneben das Bild des Verbrechers, der an die 100 Menschen auf dem Gewissen haben soll.
Nach der Verurteilung, manchmal auch parallel, kommt die nächste Stufe. Im Fachjargon des Schmierenjournalismus heißt das »Witwenschütteln«: Ein Reporterteam kreuzt bei den geschockten Hinterbliebenen auf und schüttelt ein paar Sätze und vor allem Fotos aus ihnen raus. Denn schließlich heißt das Blatt ja Bild und nicht Denk oder Frag oder Überleg. Eigentlich ganz gute Titelvorschläge. Im Axel-Springer-Verlag würde man allerdings wahrscheinlich eher Titel präferieren wie Glaub, Friss oder Stirb – und wir berichten dann drüber.
Ob die Bild-Leute die Hinterbliebenen in diesem Fall wirklich selbst geschüttelt haben, weiß man natürlich nicht, auch nicht, ob es Fakt-eigene Leute waren. Denn so heißt in Polen die Bild-Zeitung des Axel-Springer-Verlages. Bild hieße auf polnisch schließlich Ilustracja, Malunek, Obraz, Portret, Widok oder Zdjecie. Alles nicht wirklich knackig also.

Da sieht man nun also die weinenden Eltern sitzen, die im Schock natürlich auch nicht die Kraft haben, die versammelte Journaille, die ihren Sohn soeben zum »Todes-Piloten« befördert hat, rauszuwerfen. »Wir glauben nicht daran, dass unser Sohn an der Katastrophe schuld sein soll«, zitiert die Bild-Website am 14. April 2010 die Eltern des »Unglücksfliegers von Smolensk«. Macht nichts – denn wer glaubt den Leutchen schon? Wer glaubt schon den Hinterbliebenen von »Todes-Piloten«, »Amok-Läufern«, »Selbstmord-Attentätern« und anderen lebenden Bomben?
Ist doch klar, dass die ihren monströsen Nachwuchs verteidigen! Und außerdem ist es viel zu verlockend, darüber zu berichten, wie die Leutchen plötzlich erleben müssen, wie sich ihr geliebter Sohn oder ihre geliebte Tochter post mortem vor aller Augen in ein Monster verwandelt. Das Spannungsfeld zwischen dem Bild, das die Hinterbliebenen von dem Verstorbenen hatten und dem Desaster, das er angeblich angerichtet hat, ist ja gerade das Prickelnde.
Also lasst sie doch reden: »Er war ein erfahrener, vernünftiger Pilot«, zitiert Bild den Vater des verstorbenen Fliegers. Er habe fast 2.000 Flugstunden gehabt und niemals unnötige Risiken auf sich genommen. »Für seine Passagiere fühlte er sich immer persönlich verantwortlich. Die meisten seiner Mitflieger kannte er persönlich. Mein Sohn Arek hat mit Sicherheit alles getan, was in seiner Kraft stand, um diese Katastrophe zu verhindern.«
Das glaube ich auch. Wenn ich mir das Schlachtfeld von Smolensk so betrachte, dann sehe ich hier die Überreste eines verlorenen Kampfes. Ich glaube wirklich, dass Menschen hier verzweifelt gegen etwas gekämpft haben und den Kampf verloren haben. Aber wogegen haben sie gekämpft? Wirklich gegen den Nebel? Noch etwa eine Stunde vorher ist eine Maschine mit dem Journalistentross von Präsident Kaczynski in Smolensk gelandet; einer der Reporter berichtete in Russia Today von keinerlei Problemen. Er fuhr ins Hotel und wartete auf das Eintreffen des Präsidenten.

Die Sache mit dem Nebel ist deshalb nicht wirklich überzeugend. Daher zaubert man nun etwas Neues aus dem Hut – nämlich Wind, gefährlichen Seitenwind. Die Maschine wurde nach dem vorläufigen Ermittlungsstand »vom Seitenwind erfasst und seitlich aus der Anflugschneise gedrückt«, tischt Bild die neueste offizielle Version auf. »Der linke Flügel prallte daraufhin offenbar mit einem Antennenmast zusammen.«
Ein verzweifelter Versuch: Das Dumme ist nämlich, dass Wind und Nebel überhaupt nicht zusammenpassen. Denn der Wind würde den Nebel sofort wegblasen. Oder haben Sie schon mal gleichzeitig in Sturm und Nebel gestanden? Eben. Um einen Flieger seitlich von der Landebahn zu wehen, braucht es aber schon Stürme wie an jenem 1. März 2008 in Hamburg, als es einen Airbus fast von der Piste pustete – wissen Sie noch? Gab es also einen Orkan in Smolensk an diesem Tag? Wollt ihr das wirklich behaupten?
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Ich habe noch einen Wetterbericht von Smolensk gerettet, 10. April 2010, 12 Uhr. Da ist von »leichten Ostwinden« die Rede, Geschwindigkeit elf Kilometer pro Stunde. Also gar nichts. Sicht: vier Kilometer. Und das Blöde ist ferner, dass selbst der starke Orkan Emma den Airbus damals nur ein paar Meter seitlich neben die Landebahn wehen konnte, vielleicht 20 bis 30 Meter. Sollte es in der Anflugschneise von Smolensk tatsächlich so eng zugehen, dass man schon bei einer geringen seitlichen Abweichung zum Tode verurteilt wird? Kaum zu glauben.
Naja – aber wir haben ja noch die Sprachprobleme. »Der Todes-« bzw. »Unglücks-Pilot« war einfach zu blöd, ordentlich russisch zu sprechen, daher konnte er nicht kapieren, dass der Flughafen Smolensk wegen Nebels bzw. Orkans gesperrt war. Das Dumme daran ist:
Piloten und Lotsen unterhalten sich normalerweise in der internationalen Luftfahrtsprache Englisch.
Zur Schulzeit des 36-jährigen Piloten hat man in Polen noch häufig Russisch gelernt.
Und tatsächlich habe sein Sohn »ausgezeichnet Russisch gesprochen«, berichtet der Vater laut Bild-Website. »Missverständnisse« mit dem Tower halte er für ausgeschlossen.
Neu war der Flughafen für den Flieger auch nicht. Schon drei Tage zuvor hatte er den polnischen Premierminister Donald Tusk nach Smolensk geflogen. Der Mann kannte den Flugplatz also, und über irgendwelche Sprachprobleme wird im Zusammenhang mit dieser Landung und diesem Start ebenfalls nichts berichtet.
Immerhin soll laut Bild-Website vom 14. April vom Piloten auch soviel zu verstehen gewesen sein: »Ich versuche es noch ein letztes Mal. Genügend Treibstoff haben wir, um notfalls nach Minsk oder Moskau auszuweichen.« Laut Augenzeugen hatte der Pilot den Treibstoff aber vorher verloren oder abgelassen. Des Weiteren gab es keinen großen Brand am Absturzort. Die Maschine schien also leer zu sein.
Nebel, Sturm und Sprachschwierigkeiten – und alles gleichzeitig? Ich glaube, dichter Nebel liegt vor allem über den Untersuchungen des Unglücks – und bin mir jetzt immer sicherer: Irgendetwas stinkt an der Sache mit dem Absturz von Smolensk.
Copyright © 2010 Das Copyright für die Artikel von Gerhard Wisnewski liegt beim Autor.
WDR Pressemitteilung AZ 11.9. ungelöst
Programmhinweis:
„Aktenzeichen 11.9. ungelöst“
Freitag, 20.06.03, 23:00 bis 23:45 Uhr
WDR Fernsehen
Aktenzeichen 11.9. ungelöst
Lügen und Wahrheiten zum 11. September 2001
Ein Film von Willy Brunner und Gerhard Wisnewski
„AlsBürger dieses Landes war ich beunruhigt über ein Gefühl derUnterdrückung“ sagt der Fotograf Kyle Hence aus Newport bei Boston.„Indem ich hier dabei bin, übe ich mein Recht aus, Fragen zu stellen.Und ich bin sehr erstaunt über die Menge von Fragen, die in kürzesterZeit zusammenkam.»
Kyle Hence ist einer der Gründer der Internetseite «unansweredquestions.org», die essich zur Aufgabe gemacht hat, die zahlreichen Fragen zu beantworten,die nach den Attentaten vom 11. September 2001 offen geblieben sind. Nebendem wieder erstarkten Patriotismus hat sich in den USA nach dem 11.September eine kleine, aber wachsende Bewegung entwickelt, die derRegierung misstraut. Ihre Mitglieder wollen jene „unanswered questions“ beantwortet bekommen, von denen es jetzt, eineinhalb Jahre nach den Attentaten, täglich mehr gibt. DieFrage, was am 11. September 2001 wirklich geschah, hat sich zur Mutterder Verschwörungstheorien gemausert. Das brave Amerika glaubt alles,was von oben kommt – das andere Amerika misstraut, rätselt,recherchiert und kombiniert.
Inihrer Dokumentation «Aktenzeichen 11.9. ungelöst «- schildern dieAutoren Willy Brunner und Gerhard Wisnewski die Aktivitäten dieseskritischen Amerika und versuchen, einigen der offenen Fragennachzugehen: Wer saß am Steuerknüppel der Maschinen, die ins WorldTrade Center stürzten? Krachte wirklich eine Passagiermaschine insPentagon oder wurde das Verteidigungsministerium durch etwas ganzanderes beschädigt? Wurden die Todesmaschinen wirklich von arabischenKamikazepiloten gesteuert?
Aufder Suche nach Antworten präsentieren die Autoren Brunner und Wisnewskibrisante Thesen und Dokumente. Die Mitglieder von„unansweredquestion.org“ zweifeln nicht daran, solche Fragen demnächstbeantworten zu können: „Unnachgiebige undfurchtlose Suche nach Verantwortung», sagt ein Aktivist, «ist derStandard für uns alle hier. Was den 11. September betrifft, ist dieZeit auf unserer Seite, und die Regierung weiß das.“
Redaktion: Matthias Kremin
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