Wie bereits im letzten Artikel zu diesem Thema berichtet, geht die gegenwärtige Flüchtlingskrise hauptsächlich auf die NATO und ihre Kriegs- und Umsturzpolitik in Nordafrika zurück. Durch die Zerschlagung ganz Nordafrikas entstanden instabile Staaten, Arbeitslosigkeit, Angst, Hunger und Elend sowie der Wunsch nach Sicherheit, die nun verstärkt in Europa gesucht wird. Die Verbrechen der Vereinigten Staaten und ihrer Verbündeten reichen jedoch noch viel weiter. Denn sie zerstörten nicht nur die Heimat von Millionen Menschen und ein bequemes »Flüchtlingsbollwerk « für Europa, sondern auch die wichtigste entwickelnde Kraft Nord- und Zentralafrikas: Libyen.

Wie schon gesagt bot Libyen, bevor es 2011 von den USA und ihren Verbündeten bombardiert wurde, zahlreichen Flüchtlingen und Zuwanderern aus dem übrigen Afrika Aufnahme und Schutz. Es war Auffangbecken und eine der »letzten Grenzen « nach Europa für unzufriedene, bedrohte, aber auch arme Menschen aus dem Rest des Kontinents und galt als der »Türsteher Europas « (Zeit, online, 29.11.2010).
Wovon unsere Bankrottpolitiker nur träumen…
Aber Libyen war noch viel mehr als ein »Flüchtlingsbollwerk « für Europa. Von dem prosperierenden Gaddafi-Staat ging genau das aus, was in Lippenbekenntnissen unserer Politiker immer gefordert wurde: Eine sich entwickelnde Kraft, die dazu hätte führen können, dass sich Afrika hätte selber helfen können.
Bis 2011 war Libyen ein blühendes und aufstrebendes Land mit jeder Menge Rohstoffen, einem vorzüglichen Sozialsystem, faszinierenden Entwicklungsprojekten und einem gesunden Staatshaushalt – also mit allem, wovon unsere Bankrottpolitiker nur träumen können. Mit den Öl-Einnahmen wuchsen Macht und Möglichkeiten des libyschen Staatschefs.
Er investierte die Gelder in gigantische strategische Entwicklungspläne für sein Land, aber auch für ganz (Nord-) Afrika. Sein Blick reichte weit über Libyen hinaus. Gaddafi glaubte nicht nur an die libysche Nation, sondern an die Idee des Panarabismus bzw. sogar des »Panafrikanismus « und sah sich selbst als eine Art arabischen und afrikanischen Übervater in den Fußstapfen von Gamal Abdel Nasser.
Er wollte sich auch nicht länger auf die globale Rolle des ewigen bösen Buben beschränken, sondern begann das große geostrategische »Spiel « zu spielen. Das wirtschaftlich starke und gesunde Libyen strebte auch eine Entwicklung des restlichen Kontinents an, die von Libyen ihren Ausgang nehmen sollte.
Eine Überschrift für diese Pläne könnte lauten: »Währung und Wasser « – zwei »Stoffe «, die für jede Volkswirtschaft und Gesellschaft lebenswichtig sind. Zu diesen Vorhaben gehörte eine eigene afrikanische, auf Gold basierende Währung namens »Gold-Dinar «.
Dazu forderte der libysche Staatschef Gaddafi »die afrikanischen und moslemischen Nationen auf, sich zusammenzuschließen und diese neue Währung einzuführen, die ein Gegengewicht zum Dollar und zum Euro bilden sollte «, hieß es am 7. Mai 2011 auf Kopp Online:
»Erdöl und andere Rohstoffe würden weltweit dann nur noch in Gold-Dinar gehandelt. Diese Idee würde das wirtschaftliche Gleichgewicht weltweit erschüttern. Denn dann hinge der Wohlstand einer Nation davon ab, wie viel Gold sie besäße, und nicht, mit wie viel Dollar sie handelt. «
Und bevor die NATO kam, besaß Libyen eine ganze Menge Gold, nämlich 144 Tonnen – pro Kopf fünf Mal mehr als Großbritannien.
Der Große Künstliche Fluss
Des Weiteren baute Gaddafi ein monumentales Bewässerungssystem, das aus großen Bassins unter der Sahara fossiles Grundwasser gewann und in großen »Schlagadern « zur libyschen Küste leitete – das Great Man-Made River Project (GMMRP), der »Große Künstliche Fluss «. Mit dem unterirdischen Kanal sollten auch Wüstenstriche fruchtbar gemacht und landwirtschaftliche Produkte erzeugt werden – und zwar nicht unbedingt für die Überflussgesellschaften Europas und der USA, sondern für Afrika selbst, zum Beispiel die Gebiete südlich der Sahara.
»Über 70 Prozent des Wassers sind für die landwirtschaftliche Entwicklung vorgesehen, und es wird erwartet, dass etwa 130 000 Hektar landwirtschaftliche Nutzfläche entstehen werden «, hieß es auf der Website des Projekts.
»Mithilfe von großen Wasserspeichern soll eine konstante Wasserversorgung über das gesamte Jahr hinweg gewährleistet werden. Im Rahmen dieser landwirtschaftlichen Entwicklung wird bei Getreide und Tierfutter der höchste Grad an Selbstversorgung, Versorgungssicherheit sowie eine Investitionssteigerung und Zunahme von Arbeitsplätzen im landwirtschaftlichen Sektor angestrebt … «
Eisenbahn: Eine Schlagader der Entwicklung
Neben Wasser und einer gesunden Währung gibt es natürlich einen weiteren unverzichtbaren Entwicklungsfaktor: den Verkehr. Ein über 3000 Kilometer langes Eisenbahnnetz sollte eine weitere große Schlagader zur Entwicklung der Region werden. Seit 2008 baute Libyen an einer 550 Kilometer langen Küstenstrecke zwischen Sirte und Bengasi, die zu einer Küstenverbindung zwischen Tunesien und Ägypten erweitert werden sollte.
Etwa in der Mitte der Strecke, von Sirte aus, sollte eine Eisenbahnlinie Richtung Süden führen und die Produkte der künstlich bewässerten Felder und Beete auch in den Tschad und nach Niger transportieren. Die Aufträge für das Eisenbahnnetz flossen allerdings weniger an den Westen als vielmehr an Russland und China (Sarsura-Syrien.de, 22.04.2011).
NATO: Angriff auf das Wassernetz
Das heißt: Die blühenden Landschaften, die Helmut Kohl eigentlich den Deutschen versprochen hatte, baute überraschenderweise niemand anderer als Gaddafi auf – und zwar in Libyen. Während Deutschland und Europa unter anderem aufgrund des Wirkens von Kohl, Merkel und anderen führenden Politikern bankrottgehen, wollte Gaddafi diese blühenden Landschaften in Libyen und Afrika schaffen – und damit ganz nebenbei auch das Flüchtlingsproblem an der Wurzel angehen.
Menschen als Waffe
2011, während des NATO-Krieges gegen Libyen, kehrten die meisten ausländischen Arbeiter am Great Man-Made River Project nach Hause zurück. Verschiedene glaubwürdige YouTube–Videos, die in unseren Nachrichten nicht zu sehen waren, zeigten zerbombte Einrichtungen des großen Wassernetzwerks. Im Juli 2011 bombardierte die NATO eine Wasserpipeline nahe Brega und zerstörte eine Fabrik für Wasserrohre.
Angeblich seien dort »Militärgüter gelagert « und Raketen gestartet worden, zitierte die Website Global Research eine NATO-Erklärung. In einem Video mit dem Titel »Libya: NATO hit the Libyan Great Man-Made River « heißt es, der 22. Juli 2011 sei ein Datum, an das sich die Menschheit erinnern müsse. An diesem Tag habe die NATO die libysche Wasserpipeline angegriffen.
Der libysche Führer Muammar al-Gaddafi habe Mitglieder des UN-Sicherheitsrats informiert, dass die Allianz einen Massenmord am libyschen Volk begehe, indem sie dessen einzige Trinkwasserversorgung ins Visier nehme, hieß es auf uruknet.info (24.07.2011). »Der Bau der letzten beiden Projektabschnitte sollte in den nächsten beiden Jahrzehnten erfolgen, aber der NATO-Krieg gegen Libyen hat die Zukunft des Vorhabens in Gefahr gebracht – und damit den Wohlstand des libyschen Volkes «, so Global Research.
Wer sich wundert, warum die Flüchtlingsströme aus Afrika einfach nicht abreißen, kommt nicht umhin, sich mit den NATO-Kriegen und -Revolutionen ebenso zu beschäftigen wie mit den CIA-Terroristen von Boko Haram und ISIS. Millionen Afrikanern wird das Leben einerseits ungemütlich bis unerträglich gemacht und andererseits das Heil in einer Emigration nach Europa versprochen. So kommt die Flüchtlingskrise des 21. Jahrhunderts zustande. In Wirklichkeit aber ist es nichts weiter als ein Krieg gegen Menschen mithilfe von Menschen…
Mit Material aus: verheimlicht – vertuscht – vergessen 2012
Copyright © 2015 Das Copyright für die Artikel von Gerhard Wisnewski liegt beim Autor.
Gerhard Wisnewski
c/o Kopp Verlag, Bertha-Benz-Str.
72108 Rottenburg a.N.