Wir haben es ja gleich gesagt: Mit der Umweltministerin Barbara Hendricks stimmt etwas nicht. »Ist die neue Umweltministerin eine Psychopathin?«, hatten wir vor ziemlich genau einem Jahr hier gefragt (19.12.2013). Denn damals war herausgekommen, dass sie einst ihre Zigarette auf der Hand eines gegnerischen Abgeordneten ausgedrückt hatte. Nun lässt die Dame für ihr Umweltministerium Pornovideos drehen und als offizielle Regierungsinformationen verbreiten …
Ist das nicht lustig: Die große Tochter kommt nachts nach Hause, schleicht auf leisen Sohlen durchs Haus und trifft im Wohnzimmer auf Mama und Papa beim fröhlichen Geschlechtsverkehr. Peinlich berührt macht sie das Licht aus und lässt die beiden alleine, während eine Sprecherin im OFF sagt: »Die Welt sagt Danke. Denn schon fünf Prozent weniger Strom in deutschen Haushalten machen ein Kohlekraftwerk überflüssig«, lautet die kurze beknackte Botschaft. Willkommen in der merkwürdigen Welt von Barbara Hendricks.
Porno vom Amt
Zunächst einmal wäre da die öffentliche Darstellung von Pornographie durch ein Ministerium. Denn anders als etwa soft-erotische Werbeszenen, auf denen oft mit vollen Lippen und vollen Körbchen gearbeitet wird, zeigt der Film den Geschlechtsakt selbst, und zwar in einer drastischen Variante (»Hündchenstellung«), wenn auch ohne anatomische Details. Das geschieht in aller Öffentlichkeit, für jedermann einsehbar − und für jedes Kind natürlich.
Na und − kursieren auf dem Schulhof heutzutage denn nicht noch viel schockierendere Filme? Umso schlimmer − und umso dringender, dies ebenfalls abzustellen. Interessant an dem Video ist aber auch die weitere Handlung, nämlich die Einbeziehung der Tochter. Zwar ist diese ganz offensichtlich erwachsen, aber trotzdem entsteht in dem Video eine sexuelle Situation zwischen den Eltern und ihrem Kind. Einen anderen Menschen, vor allem aber das eigene Kind, derartig drastisch mit der eigenen Sexualität zu konfrontieren, ist nicht lustig, sondern fällt mindestens unter schwere sexuelle Belästigung.
Es ist ja nicht nur eine alltägliche Peinlichkeit; es wurde nicht nur ein Glas umgekippt, eine Hose bekleckert oder ein schlechter Witz gemacht. Vor dem Hintergrund des grassierenden Missbrauchsproblems in der Gesellschaft ist ein derartiges »amtliches« Video daher fehl am Platz. Denn man muss sich ja fragen, wie es der Tochter hinterher ginge, wenn dies eine Szene aus dem wirklichen Leben wäre. In dem fiktiven Video lächelt sie zwar halb verständnisvoll, halb peinlich berührt. Aber wie würde es einem echten Kind hinterher gehen? Könnte es vielleicht ein Schock oder eine sehr unangenehme Erfahrung gewesen sein, die Eltern so vorzufinden? Durchaus.
Sexualität und Strom
Ja, aber das war doch nur ein Missgeschick! Auf der fiktiven Ebene vielleicht, aber nicht auf der realen Ebene. Denn das Video wurde natürlich bewusst geplant, und zwar unter der Verantwortung von Barbara Hendricks, die hier sehr locker mit den sexuellen Grenzen zwischen Eltern und Kindern umgeht. Und sage keiner, das sei doch nur ein misslungener Werbespot, geplant von irgendeiner Werbeagentur. Normalerweise muss der Minister solche Kampagnen selbst abnehmen. Und Fotos und Filme eines Menschen sagen nun mal sehr viel über dessen Inneres aus.
Ein Mensch, der fotografiert und filmt, zeigt nicht nur seine Außen- sondern auch seine Innenwelt. Er zeigt, wie er die Welt sieht, wie er sie interpretiert und welche Themen ihn beherrschen. Schließlich ist ja die Frage, warum Hendricks das Thema Stromverbrauch ausgerechnet am Beispiel Sexualität erläutert. Da hätte manches im Haushalt näher gelegen, wie beispielsweise Waschen, Kochen oder Bügeln.
Der Zusammenhang zur Sexualität ist dagegen enorm weit hergeholt − da muss man erst mal drauf kommen. Dabei ist das ja noch nicht die einzige Grenzüberschreitung, die sich Hendricks herausnimmt, denn schließlich geht es den Staat nichts an, wann und warum wir womit Strom verbrauchen.
Zigarette auf der Hand gelöscht
Offenbar hatte ich recht, als ich hier vor einem Jahr schrieb, dass Barbara Hendricks eine Gefahr für die Gesellschaft darstellt. Früher ging es um eine ernste Körperverletzung. Einem Bericht der Welt zufolge (online, 15.12.2013) hatte die Politikerin in den 80er-Jahren ihre Zigarette auf der Hand ihres CDU-Kollegen Hartmut Schauerte ausgedrückt: »Plötzlich packte Hendricks eine Hand von Schauerte und drückte ihre Zigarette auf dem Handrücken aus. … Schauerte musste lange mit einer Brandnarbe herumlaufen.«
Wofür andere zumindest Gefängnisstrafen mit Bewährung kassieren, ging an der aufstrebenden SPD-Politikerin spurlos vorüber. Die Täterin brachte Berichten zufolge erst am nächsten Tag eine Entschuldigung über die Lippen, von irgendwelchen Folgen für sie wurde nichts berichtet.

Barbara Hendricks (links): »Gib› mal deine Hand, ich seh› hier keinen Aschenbecher …«
Als beim Oktoberfest 2012 ein Mann seine Zigarette auf der Wange seiner Sitznachbarin löschte, wurde er wegen des Verdachts auf gefährliche Körperverletzung festgenommen. Bei einem Verfahren vor dem Landgericht Regensburg im Jahr 2001 erhielt ein Körperverletzer für das Brennen eines anderen mit einer Zigarette ein Jahr und drei Monate Haft.
Nicht so Barbara Hendricks. Sie sitzt heute als Ministerin im Kabinett Merkel und dreht Pornofilme, die übrigens auch im Hinblick auf ihre offizielle Aussage erstaunlich dilettantisch sind. Was heißt
zum Beispiel: »Schon fünf Prozent weniger Strom in deutschen Haushalten machen ein Kohlekraftwerk überflüssig?« Was heißt »weniger Strom«? Ein geringeres Stromangebot? Weniger Strombedarf? Oder weniger Stromverbrauch? Na, egal − weniger Strom eben!
Mein Gott, wer kann heute schon noch in einem deutschen Ministerium einen klaren und vor allem exakten Satz formulieren. Nehmen wir also an, Frau Hendricks hat den Stromverbrauch gemeint. Trotzdem bleibt die angebliche Beziehung zwischen den fünf Prozent Stromersparnis der privaten Haushalte und dem einzusparenden Kohlekraftwerk »eine nicht zu überbietende Milchmädchenrechnung«, meint der bekannte Architekt und Energieexperte Konrad Fischer. Da die privaten Haushalte nur für ein Viertel des Stromverbrauchs (also 25 Prozent) verantwortlich seien, ergäben fünf Prozent Einsparung in diesem Bereich nur 1,25 Prozent des gesamten Stromverbrauchs, einschließlich Industrie, öffentlicher Einrichtungen und anderem mehr.
An der falschen Ecke gespart
Zwischen der Nacht und den Spitzenzeiten schwankt der tägliche Stromverbrauch jedoch um 20 bis 30 Prozent. Die 1,25 Prozent würden in diesen großen Schwankungen also vollkommen untergehen. Des Weiteren wäre fraglich, wie verlässlich die 1,25 Prozent eingespart werden oder ob auch diese Ersparnis schwankt, zum Beispiel zwischen einem halben und zwei Prozent.
Rein technisch könnte man aufgrund einer so geringen »Einsparvermutung« nirgends ein Kraftwerk aus der Produktion herausnehmen, es sei denn, man wollte den Verbrauch diktatorisch deckeln − was im Ernstfall zum Stromausfall führen könnte. In dem Video wird darüber hinaus an der ganz falschen Ecke gespart. Denn Licht macht nur etwa neun Prozent des Energieverbrauchs eines Haushaltes aus.
Am teuersten und am »energieintensivsten« wird es dagegen immer da, wo es um die Erhöhung oder Verminderung der Temperatur geht, also beim Waschen, Kochen und Spülen oder Kühlen und Gefrieren. Diese beiden Bereiche machen etwa 50 Prozent des Energieverbrauchs eines Haushaltes aus. Wäre es bei dem Video also wirklich um Stromersparnis gegangen, hätte man ein Beispiel aus diesem Umfeld gewählt.
»Warum setzt man also so eine Botschaft in den Raum?«, fragt Energieexperte Fischer: »Die wissen sehr wohl, dass das eine Milchmädchenrechnung ist«. Seine Antwort: »Es gehört zum Energiewendeprojekt dazu, dass man die Öffentlichkeit in völliger Ahnungslosigkeit lässt, was eigentlich vorgeht. Die werden systematisch verblödet, und daraufhin kann man eine Politik durchsetzen, die in Wirklichkeit die Gesellschaft schädigt und die soziale Marktwirtschaft in ihr Gegenteil verkehrt, nämlich in eine Planwirtschaft zugunsten der Nomenklatura«…
Oder anders formuliert: Die Welt sagt nein danke, Frau Hendricks.
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Gerhard Wisnewski
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