Große Aufregung im Internet: Bildvergleiche sollen belegen, dass in der Ukraine tatsächlich die seit 8. März 2014 vermisste Boeing 777 der Malaysian Airlines (Flug MH 370) abgestürzt ist. Gerhard Wisnewski ist der Sache nachgegangen …

Angebliche Flugschreiberdaten von Flug MH17/gemeinfrei
Eine Maschine verschwindet, eine andere taucht auf: Ein lustiges Spiel. 1962 wurde es von einem US-Kommandeur namens Lyman Lemnitzer erfunden, unter dem Namen Operation Northwoods aufgeschrieben und immer wieder mal gerne aufgeführt.
Es ist ein Stück in zwei Akten.
1. Akt: An irgendeinem Flughafen startet eine Maschine voller Passagiere.
2. Akt: Die Maschine verschwindet vom Radar und wird in der Luft gegen eine ferngelenkte Drohne ausgetauscht. Während die Maschine mit den Menschen an Bord sicher auf einer US-Basis landet, wird die Drohne über feindliches Gebiet gelenkt, dort gesprengt und das Ganze dem Feind in die Schuhe geschoben – damals Kuba.
Hurra! Fertig ist der Krieg! Zwar wollte Präsident Kennedy das miese Stück damals nicht haben – was einer der Gründe war, warum das Militär Präsident Kennedy nicht mehr haben wollte (der ein Jahr später ermordet wurde).
Ein abgeschmacktes Drehbuch
Dafür fanden sich später andere Abnehmer für das Drehbuch, zum Beispiel George W. Bush und seine Regierung. Sie führten das Ganze am 11.9.2001 unter dem Namen »9/11« auf. Ein schöner einprägsamer Titel, nur leider war die Inszenierung ziemlich mies. Regiefehler häuften sich genauso wie Verrisse. Aber die Kritiker wurden einfach mundtot gemacht. Das Stück wurde denn auch keineswegs beerdigt, sondern tingelt seitdem als gern genommener Schocker über die Weltbühne.
Es wurde in verschiedenen Varianten aufgeführt – mal hier, mal dort – und überzeugte auch Gegner. Unter anderem wurde es zum Beispiel am 10. April 2010 in Smolensk gegeben, wo auf einen Schlag die gesamte polnische Regierung bei einem Flugzeugabsturz umkam und postwendend nach Hause geschickt wurde – in Särgen, versteht sich.
Die gleiche oder dieselbe Boeing?
Gut, wie? Neu ist 2014 nur, dass zwischen dem ersten und dem zweiten Akt möglicherweise Monate liegen können. Nach dem Verschwinden von Flug MH 370 am 8. März 2014 fiel erst mal der Vorhang, und das Publikum wurde nach Hause geschickt.
Die Verwirrung war natürlich groß: Was sollte das denn? Wie geht es denn nun weiter? Und wo ist das Flugzeug? Ein Rauschen ging durch den Blätterwald, und die Wellen schlugen hoch. Unerhört! So etwas war schließlich noch nie da. Das Publikum hat nun mal einen Anspruch auf einen ordentlichen Schluss.
Doch dann kam der 17. Juli 2014, als eine genau baugleiche Boeing 777 der Malaysian Airlines in der Ukraine abstürzte – just über dem Gebiet der unbequemen russischen Rebellen: Also genau das klassische Muster von Northwoods, nach dem eine Maschine über feindlichem Gebiet gesprengt und der Feind beschuldigt wird, sie abgeschossen zu haben.
Aber war das denn nun wirklich dieselbe Maschine des Fluges MH 370? Wie hier bereits geschrieben, waren die Maschinen zumindest kaum auseinanderzuhalten. Es handelte es sich um genau dieselbe 777-Version, nämlich eine Boeing 777-2H6(ER). Und auch die Registrierungsnummern waren zum Verwechseln ähnlich.
Sie unterschieden sich nur durch ein »O« bzw. »D«. Also leicht umzupinseln:
Die Frage war nur: Handelte es sich nicht nur um die gleiche Boeing 777, sondern sogar um dieselbe? Oder anders gesagt: War der 17. Juli tatsächlich die Fortsetzung des 8. März? Auf den ersten Blick, Ja, auf den zweiten Blick, Nein – wegen der unterschiedlichen Registrierungsnummern.
Doch Websites wollen jetzt Beweise gefunden haben, dass in der Ukraine tatsächlich 9M-MRO liegt, also Flug MH 370. Sogenannte »Planespotter« hatten die Maschinen in den vergangenen Jahren nämlich immer wieder mal fotografiert, wobei sich herausstellte, dass bei der verschwundenen MH 370 (9M-MRO) ein Fenster fehlte – und zwar vor der Tür an der Tragfläche. Es war zwar eingebaut, aber abgedeckt worden.

MH 370 (9M-MRO) mit fehlendem Fenster vor der 2. Tür
Bei MH 17 (9M-MRD) ist dieses Fenster dagegen zu sehen:

MH 17 (9M-MRD) mit Fenster vor der 2. Tür
Das Spannende ist nun, dass an der Unfallstelle genau diese Rumpfsektion auftauchte – und zwar nicht mit Fenster (wie bei MH 17/9M-MRD), sondern ohne Fenster – wie bei MH 370 (9M MRO). Das würde heißen, dass in der Ukraine tatsächlich die Wrackteile von Flug 370 liegen.
Das Problem ist nur, dass es sich nicht wirklich um einen Bauunterschied handelt, sondern dass das Fenster bei MH 370 nur abgedeckt wurde. Und das wiederum heißt, dass es auch bei anderen Maschinen (vermutlich je nach Bedarf) abgedeckt werden kann.

Beweise, dass in der Ukraine MH 370 liegt?
Tatsächlich gibt es auch von 9M-MRO (Flug MH 370) Fotos, auf denen das Fenster zu sehen ist. Es wurde also offenbar mal abgedeckt und mal nicht.

Der Beweis, dass in der Ukraine tatsächlich Flug 370 liegt, steht also nach wie vor aus.
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Gerhard Wisnewski
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